Donnerstag, 18. Dezember 2014

Valparaiso und Santiago - Verzieren, musizieren, protestieren, dinieren

Den YB Sieg gebührend gefeiert, ging unsere Reise weiter. Über die Anden wieder nach Chile. Da wir noch zwei Nächte inkl. Auto in Chile zur Verfügung hatten, entschieden wir uns für einen letzten Abstecher ans Meer, bevor uns Brige und Housi in Santiago, und somit nochmals Stadt, in Richtung Schweiz verlassen würden. Auf unserem Weg über die Anden, kurz vor der argentinisch/chilenischen Grenze, machten wir einen Zwischenstopp bei der Puente del Inca. Bei dieser Brücke wurden früher die warmen Wasserströmungen als Thermalbäder genutzt. Danach gings weiter ins chilenische Con Con. Ein Ort direkt am Meer. Zum Znacht die besten Empanadas, die wir bis jetzt versuchen durften. 
Der darauffolgende Tag in Con Con ist relativ schnell erzählt :). Nachdem wir gut ausgeschlafen hatten, machten wir uns auf den Weg an den Strand. Ein leckeres Café mit Meerblick. Den Kormoranen beim Jagen zuschauen und die Pelikane beim Fliegen beobachten. Anschliessend ein leckeres "z Vieri" mit Weisswein, bevor wir uns wieder auf den Weg an den Strand machten, um die letzten Sonnenstrahlen zu geniessen. Nach einem leckeren Sushi, war der Tag auch bereits wieder um und es ging ins Bett.


Früh aus dem Haus, das zugeparkte Auto perfekt herausgezirkelt, machten wir, bevors nach Santiago ging, einen kurzen Zwischenstopp in Valparaiso. Die UNESCO Weltkulturerbe-Stadt war, bevor 1985 der Panamakanal erbaut wurde, eine der wichtigsten Häfenstädte in Südamerika. Heute prägt dieser Hafen das Stadtbild immer noch, mit ihm jedoch auch die farbigen Häuser und die bunte, sehr vielseitige Strassenkunst. Da Valparaiso auf verschiedenen Hügel erbaut wurde, ist in dieser Stadt nicht nur der Bus ein wichtiges Transportmittel, sondern auch die sogenannten Ascensores, welche einem den mühsamen Aufstieg massiv erleichtern (Anmerkung: Gleichzeitig ist einem auch etwas mulmig in diesen steilen, knarrigen, alten Liften.......).







(19x20m und damit eines der grössten Graffitis in Chile)

Und nun weiter nach Santiago de Chile. Das Auto am Flughafen abgegeben, fuhren wir mit dem Taxi in die Stadt und waren gespannt was uns erwartet.

Nach Rio und Buenos Aires eine weitere Millionen-Stadt. Nicht mit derselben internationalen Ausstrahlung. Nicht mit dem Stempel "must see" markiert, wie dies bei den anderen genannten Städten der Fall ist. Keine weltbekannten "Zuckerhut", "Copacabana" oder "Tango" Sehenswürdigkeiten. Man fragt sich schon fast was denn dieses Santiago zu bieten hat...

......die Antwort ist einfach: "Leben"!!

Santiago ist "Leben auf der Strasse". Steht die Ampel auf Rot gibts Musik, Akrobatik und Jongleurskunst zu sehen. Ist die Ampel auf Grün überqueren junge, quirlige Menschen, mit Musik in den Ohren und Utopien im Kopf, die Strasse. Männer tragen lange Haare, Frauen kurze. Paare liegen an einem schönen Sonntag im Park, küssen sich, lachen miteinander, geniessen zu zweit die Sonne. Während zwei Männer händchenhaltend auf der Bank sitzen, umarmen sich zwei Frauen auf der Wiese, neben der die Autos vorbeirauschen.

Auf der andern Seite der Strasse rauscht der Rio Mapucho durchs Flussbeet, welches für seinen momentanen Wasserstand viel zu gross ist. In der Luft liegt eine Cannabis-Wolke. Im, zum Teil trockenen, Flussbeet wird Bier getrunken und die Wände bemalt. Etwas später folgt auch noch eine Rap-Einlage. "No somos Chilenos, somos Mapuche". Widerstand, Proteste gegen Repression, Umweltzerstörung und die Macht der (Energie-)Konzerne. Santiago trägt den Protest überall mit sich. Egal ob an Wänden, an Fahrrädern oder an Rucksäcken. Piercings, farbige Haare und vegane Soja-Sandwichs. Überall ist Rebellion zu spüren...




Santiago kennt aber auch die andere Seite. Santiago ist Chiles unbestrittener Wirtschaftsmittelpunkt, in Santiago steht das höchste Gebäude Lateinamerikas, es hat riesige hypermoderne Einkaufszentren nach amerikanischem Vorbild, es kennt Kravattenträger und die besten privaten Unis des Landes.

Santiago zählt mittlerweile inkl. Vororte und Trabantenstädte rund 8 Millionen Einwohner. Jedes Jahr kommen gemäss Reiseführer rund 100'000 weitere Personen dazu. Eine grosse Herausforderung für Santiago und Chile. Eine weitere grosse Herausforderung stellt die Bedrohung durch Erdbeben dar. Santiago liegt in einer Senke nahe der Anden und befindet sich in einem hoch gefährdeten Erdbebengebiet. Im Jahre 2012 suchte das letzte starke Erdbeben Santiago (und weitere Teile Chiles) heim und tötete 122 Menschen.








Ach übrigens....in Santiago ist tatsächlich alles etwas kleiner als in Rio oder Buenos Aires. Der Cristo Redentor ist hier die Heilige Maria, welche, gesäumt von Antennen, auf dem Cerro San Cristobal steht und nicht annähernd die Grösse vom Cristo auf dem Corcovado erreicht. Und etwa gleich steht es um den Obelisk, den auch Buenos Aires kennt. Beide markieren die 0 Punkte der jeweiligen Länder...





In einem ist Santiago jedoch um vieles "grösser" als die bisher besuchten Städte: kulinarische Highlights. Bisher haben wir selten (noch nie?) so viele Gaumenfreuden auf engem Raum vorgefunden. Der Abwechslungsreichtum ist riesig und versetzte uns alle Tag für Tag und Abend für Abend in Entzückung. Mhhhhh: chilenisch, chipe (chilenisch-peruanisch), Früchte, Fische....und vieles mehr. Welch Genuss zum Abschluss der Zeit zu viert.

Alle diese Erlebnisse haben uns dann dazu bewogen, unseren Aufenthalt in dieser Stadt, nach der Abreise von Brige und Housi, noch um 2 Tage zu verlängern, um so das wunderbare Santiago de Chile in all seinen Facetten noch etwas länger "auszukosten"!!








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