Montag, 25. Mai 2015

Smells like Teen Spirit!

Da wir in dieser noch wilden Natur mit ebenso wilder Witterung konfrontiert waren, erwartete uns am nächsten Morgen eine etwa 5 cm dichte Schneedecke. Weil wir schon fast den ganzen Park erkundet hatten und viele Trails noch geschlossen waren, entschieden wir uns den Park im Schneegestöber zu verlassen. So konnten wir noch eine letzte Bisonherde im weissen Schneetreiben in unserer Erinnerungen aufnehmen und dann verliessen wir dieses wunderbare Stückchen Erde. Wo es hingehen sollte, wussten wir nicht genau. Ziel war es, soweit wie es die Laune zuliess gegen Westen und somit Seattle zu halten. Da wir den Yellowstone Nationalpark zwei Nächte früher als geplant verliessen, nahmen wir diese mit und waren gespannt was uns Neues erwarten würde.

Unseren ersten Zwischenstopp verbrachten wir in Spokane, der zweitgrössten Stadt im Staate Washington im Nordwesten (nicht zu verwechseln mit der Stadt, welche keinem Staat angehört und deshalb jeweils mit D. C. abgekürzt wird und im Osten liegt). Wir fanden auch schnell eine super Bleibe mitten im Stadtzentrum, nicht weit weg von einem Pub, welches für unser Nachtessen und unseren Schlummertrunk verantwortlich war. Tja und dann geschah es. Eine Parade quer durch die Stadt. Und wer wurde da geehrt? Ja genau, Majoretten, Musiker, Cowboys und Veteranen (so ziemlich genau in aufsteigender Menge). Nach der X-ten Gruppe zitternder Grossväter mit Hörgerät, wovon die Veteranen aus dem zweiten Weltkrieg wohl noch am sympathischsten erschienen, wurde es uns zu bunt und wir gingen in Richtung Hotel.

Unser Weg nach Seattle sollte durch die North Cascades führen, einem Bergmassiv zur kanadischen Grenze. Immer noch eine zusätzliche Nacht im Rucksack gings weiter und prompt fanden wir ein schönes Örtchen um diese Nacht zu verbringen. Der Steamboat Rock Statepark. Direkt an einem See gelegen, kletterten wir auf den Steamboat Rock, der bevor das Wasser langsam versiegte, ein wichtiger Landmarker darstellte und für Orientierung sorgte, und genossen die Aussicht von dort oben. 




Am nächsten Tag führte unser Weg nun definitiv nach Seattle. Doch zuvor gabs noch die North Cascades zu bestaunen. Wunderschön ragten sie gen Himmel. Der Weg hoch zu den Spitzen gesäumt von üppigen, dunkelgrünen Tannenwäldern, zu deren Füssen oft ein blauer See oder tosender Fluss lag. Eine wunderbare Berglandschaft, wie aus dem Bilderbuch und fast ein wenig wie zu Hause...




Und dann kamen wir in Seattle an. Der Spaceneedle, ein Wahrzeichen Seattles vor Augen, fuhren wir in die Stadt hinein. Und diese Stadt hat es in sich. In der Geburtsstadt von Jimmy Hendrix und Nirvana spürte man doch eine gänzlich andere Stimmung als bisher. Viele hübsche kleine Orte zum Verweilen. Umgeben von viel Grün und Gewässer. Eine grosse Stadt ja, aber doch irgendwie leicht bekömmlich. Viel leckeres Bier und tolles Essen sowie ein super Markt direkt an der Waterfront. Wir genossen die Tage, schlenderten durch den Markt, besuchten das höchste Gebäude (rund 284 Meter hoch) und lauschten der Geschichte Nirvanas im EMP Museum. Zwei tolle Tage gingen rasant vorbei, doch Seattle war bisher das absolute Highlight der Städte auf unserer USA Tour. Easy going, viel Stadt und doch auch viel Natur. Top!






Weiter führte unsere Reise in den Olympic National Park. Seattle auf der Fähre nochmals geniessen und dann wieder ab in die Natur. Rund drei Stunden später erreichten wir den Nationalpark, der für die nächsten drei Nächte unser zu Hause war. Zuerst besuchten wir die Olympic Mountain Bergkette, die uns nun definitiv an die Alpen erinnerte. Auch hier begleiteten uns Hirsche und Murmeltiere auf unserer kurzen Wanderung. Die Aussicht war super, trotz der bedrohlichen Regenfront, die in der Ferne an uns vorbei zog. Am zweiten Tag besuchten wir den Regenwald. Ein massiver Wald, geprägt durch riesige Nadelbäume, welche ihre Krone mehr als hundert Meter über dem Boden trugen. Durch die grosse Luftfeuchtigkeit sind viele der Bäume mit Moos beschlagen, was eine unglaublich ruhige und beruhigende Stimmung verbreitet. Man konnte das Alter dieses Waldes förmlich fühlen. Ein kleiner Zeltplatz direkt am idyllischen Fluss rundete das Bild ab. Immer noch im Nationalpark führte der Weg an die Pazifikküste. Es erwartete uns kein Sandstrand mit sanften Sandhügeln und schönen Bungalows. Nein, dichter Wald, steile Klippen, ausgewaschene Bäume und starke Gezeiten prägten das Bild. Die Ebbe brachte Seesterne an die Luft und Seeanemonen ans Tageslicht. Ein Weisskopfadler vergnügte sich wenige Meilen weiter im Fluss. Eine lebendige Küste wie aus den schönsten Träumen. Leichter Nebel, der über den Strand zog und dann, was war das? Hast du es auch gesehen? Wo? Da! Tatsächlich, Wasserfontänen. Nein, keine Geysiere, sondern eine Gruppe Buckelwale die unseren Weg kreuzten. Die Minuten vergingen wie Stunden. Das Bild komplettierte sich und hätte nicht schöner gemalt sein können.









Und am Abend? Tja, da gab es einmal mehr ein Feuer, um in so richtiger Campingstimmung ins Bett zu kriechen! Smells like Smoke! Smells like Teen Spirit.

Donnerstag, 21. Mai 2015

Wo die Erde noch wild ist!

Nach unserer Fahrt entlang der National Divide Bergkette, erreichten wir Jackson Hole. Jackson Hole liegt in Wyoming, ein Staat, der im Reiseführer als "Conservative to the core" beschrieben wird. Und diesen Eindruck hatten wir denn auch. Auch trafen die klassischen Vorurteile über das Landleben in Amerika grossmehrheitlich zu. Die Weite der Landschaft schien schier endlos und auch an Bauernhofromantik fehlte es nicht. Jackson Hole selber war unser Ausgangspunkt für den Grand Teton Nationalpark. Die Hauptattraktion sind die Tetons, eine Bergreihe, welche sich eindrücklich gen Himmel erhebt. Dazu kommen verschiedene Seen und Bäche. Das gibt es ja auch im Berner Oberland? Jep, gibt es... Jedoch kreuzt man dort sicher nicht den Weg von Elchen, Hirschen oder Bären. Vor allem letzteres Tier sorgte für eine gewisse Spannung auf unserer Wanderung im Teton Nationalpark, weiss man doch nie, was um die nächste Ecke wartet. Ausgerüstet mit Bear Spray (quasi Pfefferspray gegen Bären) ging es los in ein Gebiet, das derzeit von Bären frequentiert wird. Hmmm, was heisst das nun?? Wir hatten keine Ahnung. Und so kam es denn auch, dass uns ein Elch im ersten Moment einen riesen Schrecken einjagte, als wir ihn für den Bruchteil einer Sekunde mit einem Grizzly verwechselten (da der Elch den Kopf gedreht hatte und wir nur den braunen Buckel des Rücken gesehen haben). Von da an folgten wir dann übereifrig den Anweisungen aus dem Visitor Center und liefen klatschend und "hey Bear" rufend und auf uns aufmerksam machend durch die Gegend. Sollte man es doch tunlichst vermeiden die grossen Teddys zu erschrecken.

Auf dem Rückweg unserer Wanderung kreuzten wir einen Park Ranger und eine andere Wandergruppe, die denselben Wanderweg gingen und einen Schwarzbären respektive einen Grizzly gesehen hatten. Der Parkranger war so nahe am Bär, dass er das erste mal den Bear Spray entsichern musste. Zum Einsatz kam er zum Glück nicht. Wir hatten weniger "Glück" und sahen während der ganzen Wanderung keinen Bären. Eventuell lag es ja an unserer guten Ruf- und Holzstockgegeneinanderschlag Performance😉.




Durchquert man den Teton von Süden nach Norden kommt man in den Yellowstone Nationalpark. Der weltweit erste Nationalpark und, so viel vorneweg, eine unglaubliche Naturgewalt sowie unser nächstes Ziel.

Der Yellowstone Nationalpark wurde durch einen massiven Vulkanausbruch geschaffen. Der heutige Nationalpark liegt im zurückgelassenen Krater und darüber hinaus. Seit dem Tag der Explosion liegt das Magma sehr nahe an der Erdoberfläche. Das Resultat sind etliche explodierende Geysiere, kochende Schlamm- und heulende Dampflöcher. Der Nationalpark verfügt über mehr als die Hälfte dieser hydrothermischen Aktivitäten weltweit. Das Erdinnere tritt in diesem wunderbaren Park nach aussen und lässt wortwörtlich Dampf und Druck ab. Die Geysiere jagen bis 40 Meter hohe Wasserfontänen aus den Löchern und Bakterien sorgen für unrealistische Farben von blau über grün zu rot. Überall zischt es. Die Erde lebt. Und nicht nur das...







Auch die Natur lebt ihre Wildheit aus. Riesige Wälder sind das Zuhause etlicher Grizzly- und Schwarzbären. Wölfe, Hirsche, Elche und Bisons leben im Park. Flüsse schlängeln sich durch die Landschaft und treten auch hie und da über die Ufer, da auch sie wild sind, und donnern Meilen später als Wasserfall über die Klippe. Bunte Canyons runden das Bild der farbenprächtigen Natur ab.

Da wir vor der Hauptsaison im Park waren, konnten wir die Ruhe der Natur geniessen und die Kraft, die gleichzeitig von diesem durch und durch wilden Ort ausgeht, aufnehmen.

Bisons marschierten durch unseren Zeltplatz, nur wenige Meter von uns entfernt. Hirsche verpflegten sich auf der saftigen Wiese beim Zeltplatz, Gänsepaare bevölkerten den Fire Hole River. Und dann, ja dann, zeigte sich auch Meister Petz. Einige Meilen vom Zeltplatz entfernt, schauten wir über eine Stunde einem Grizzly und seinem Jungen zu. Wow, was für eine Szenerie, nur wenige Meter von uns entfernt, ohne Netz und doppelten Boden. Einfach so, in der Natur, dort wo ein Bär hingehört. Die Zeit stand still in diesem Moment und plötzlich war man irgendwie wieder viel mehr Teil der Natur als sonst. Oder wie es die Toten Hosen in einem Song so schön ausdrücken: "An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit. Wünsch ich mir Unendlichkeit". Schade, dass uns diese Momente in den Alpen vorenthalten werden!!






Da die Temperaturen fielen und uns am Morgen Schnee erwartete, beschlossen wir schweren Herzens, diesen bizarren und gleichzeitig bezaubernden Ort zu verlassen. Die unbeschreiblichen Momente mit den mächtigen Bisons, den stolzen Elchen und den eindrückliche Bären nehmen wir mit. Denn es war kein Zoo, es war Natur, es war wie es sein müsste. Wir als Teil der Erde und nicht umgekehrt!



Freitag, 8. Mai 2015

Ab in die Rockies und wieder zurück

Tja, das war unser nächstes Ziel, die Rockies. Zuerst führte unser Weg jedoch noch nach Denver.

Also fuhren wir am Morgen los, von Moab Richtung Denver. Was haben wir geschwitzt in der so genannten Höhenwüste im Arches National Park. Was haben wir uns über die tollen orangen Farben unterhalten. Je länger die Fahrt dauerte, desto mehr änderte sich die Landschaft. Immer höher wurden die Hügel um uns herum und umso mehr glichen sie Bergen. Wir fuhren auf dem Highway 70 Meter für Meter in die Höhe, ja sogar Schnee lag noch auf den Bergen. Die Sessel waren noch an den Liften montiert. So lange kann die Skisaison hier also noch nicht vorbei sein. Und dann verriet uns ein Schild auch wo wir uns befanden. Beaver Creek, für die Ski Fans unter euch sicherlich ein Begriff, und kurz danach folgte auch bereits Vail. Eine Stunde später kamen wir in Denver an.

Leider fanden wir im Zentrum keine Unterkunft mehr, also entschieden wir uns Denver Downtown zu verlassen und zogen nach Lakewood. Also so ca. anstelle der Altstadt gings nach Bümpliz. Für uns stellte sich das als gute Entscheidung heraus, da wir unseren Vorrat an Essen nochmals auffüllen wollten und wir etliche Läden direkt neben der Haustür fanden.

Also machten wir uns am nächsten Tag auf die Socken um uns im Whole Foods Market einzudecken. Wir fanden alles was wir suchten, ja sogar guten Käse (echter Gruyère und Brie) sowie gutes Brot und nicht dieses kartonähnliche Etwas, das von allen hier "bread" genannt wird.

Nicht mehr viel mehr Wert als alter Karton waren auch die Sohlen unserer Schuhe. Deshalb landeten wir erneut im REI (wo wir auch bereits unsere Campingausrüstung eingekauft hatten), und kauften beide neue Wanderschuhe. Es sollten ja noch einige Höhen und Wege warten... 😊

Am Abend gings ins Kino und da wusste uns Helen Mirren und der Film "Women in Gold" zu unterhalten. Der Film ist sehr empfehlenswert, geht es doch um Kunstschätze, welche während der Nazizeit den, vorallem jüdischen, Menschen weggenommen wurden und nun weltweit verteilt sind. Der Film war der Renner, sass doch neben uns noch ein anderes Paar (mit Gehhilfe und Sauerstoffgerät) im Kinosaal.

Unseren zweiten Tag in Denver verbrachten wir auch tatsächlich Downtown. Eine Fussgängerzone entlang der 16th Av, ein zu einer Markthalle (vielleicht wird's ja auch mal ein Media Markt) umgebauter Bahnhof, und die Larimer Street gefielen uns sehr. Viele Micro Brewery Pubs und massive Backsteinhäuser rundeten das Erscheinungsbild von Denver Downtown ab. Wirklich hübsch das Zentrum. Leider war im Pepsi Center (NHL und NBA) und auch im Coors Field (MLB) nichts los, ansonsten wäre es der ideale Tag dafür gewesen. Auch die Lage von Denver ist eigentlich toll. In rund 1-2 Stunden in super Skigebieten und in derselben Zeit in den Rockie Mountains. Und genau da gings am Tag darauf hin.




Was haben wir uns auf die Berge gefreut. Bergseen, Wälder, blühende Wiesen und einfach mal eine natürliche Ruhe. Toll war es auch in den Rockies. Bergseen, Wälder und auch die Ruhe waren da. Blühen wollte noch nicht zu viel, liegen die Rockies doch um die 4'000 M.ü.M. Grenze. Und leider spielte das Wetter für einmal nicht ganz mit. Der Forecast sagte Regen und vereinzelt Schnee voraus. Beides traf auch ein, zum Glück nicht durchgehend, so dass immer wieder mal die Sonne hervor lugte. Das eher schlechte Wetter und der späte Saisonanfang besorgte uns jedoch viel Ruhe und gewollte Einsamkeit. Schöne Wanderungen (teilweise im Schnee) bescherten uns wunderschöne Bergseen und tolle Wälder sowie Hirsche, zum Teil in kleineren zum Teil in grösseren Gruppen. Und auch sonst gab's Perlhühner, Eichhörnchen und weitere Vertreter der Fauna fast im Minutentakt zu bestaunen.  Und am zweiten Tag nach unserer Wanderung zeigten sich auch noch die Berggipfel.

Wunderschöne Tage gehen zu Ende, auch wenn uns die Wolken Einiges vorenthielten. So konnten wir nicht die ganze majestätische grösse der Rockies erfassen, ein wenig schnuppern daran konnten wir allemal, und es machte Lust auf mehr!










Nach einer langen, ganztägigen Autofahrt, welche im starken Schneetreiben begann, im Regen die Fortsetzung fand, kurzzeitig von der Sonne begleitet wurde und im kurzen aber heftigen Hagel endete, erreichten wir "fliiiiiiieg Simi, fliiiiiiieg". Auf der Karte wird der Ort als Salt Lake City bezeichnet. Genau dieses Salt Lake City, welches Austragungsort der olympischen Winterspiele 2002 war und die Hauptstadt der Mormonen ist. Im Jahre 1847 verkündete der zweite Präsident und Prophet der Mormonen "this is the place". So verwundert es denn auch nicht, dass die Stadt einige Tempel beherbergt. Die Mormonen kennen wir auch in und um Bern. Tragen sie doch ihre Namen auf einem kleinen Schild mit dem Titel "Church of Jesus Christ" und führen in Zollikofen einen grossen, protzigen Tempel. Immer wieder spannend, wie fanatisch Menschen auf Geschichten in Bücher reagieren. Da sind uns die Harry Potter Partys fast noch am sympathischsten.

Auf unserer Reise durch die USA fiel uns im Zusammenhang mit Salt Lake City noch etwas anderes auf. Denn immer wieder durften wir herrliches Bier aus dieser Region trinken und so verwundert es denn auch nicht, dass wir unseren ersten Abend in einem Brew Pub verbrachten, das lokale Gebräu intensiv kosteten und dazu leckere, frisch zubereite Nahrung zu uns nahmen. Ein tolles Amber Ale, ein Double IPA und ein Scottish Ale mit leicht rauchigem Geschmack wurden zu den Favoriten gekürt. Das Publikum wirkte überraschend unmormonisch, ja sogar ziemlich cool.

An unserem einzigen Tag in Salt Lake City regnete es und so sind die Erlebnisse kurz erzählt. Als erstes gings in ein leckeres Kaffee, danach liessen wir uns von den letzten Rabatten in der Shopping Mall überzeugen, bevor wir dann doch noch kurz den supi dupi Tempel der Mormonen besuchten. Natürlich nur von aussen, bleibt das Innere der Öffentlichkeit doch vorenthalten. Nach einem Abendessen auf amerikanisch (der Teller war noch nicht leer, gab's bereits die Frage nach Dessert/Kaffee und anschliessend die Rechnung) gings ins andere Brew Pub gleich um die Ecke.

Und als wir uns am nächsten Morgen wieder ins Auto setzten und uns in Richtung Grand Teton Nationalpark aufmachten, verstanden wir auch, weshalb "this the place is". Eingebettet zwischen den Wasatch Mountains und dem Salt Lake, ist die Stadt Salt Lake City wunderbar gelegen.

Letzte Grüsse an Simis Sprungschanze von 2002 und ein letzter Blick gen Himmel, ob wir vielleicht doch noch diesen Mormonen Engel irgendwo sehen (dem war nicht so). Also weiter gehts Richtung Norden!






Samstag, 2. Mai 2015

Der verspielte Bryce, Steinbäume und das wasserlose Reef

Das erste was uns im Bryce Canyon erwartete, war eine graue Wolkendecke und Schneeflocken. Die Wettervorhersage liess auch nicht allzu viel Hoffnung zu. Vereinzelt sollte es weiter Schneefall geben im Bryce Canyon, und somit auch kalte Nächte. Da wir keine Lust hatten die 0 Gradgrenze im Zelt zu unterschreiten, gings nach neun Nächten das erstemal wieder in ein Haus zur Übernachtung. Glücklicherweise fanden wir schnell eine Unterkunft an guter Lage zu Preisen, wie sie in Amerika üblich sind.

Das Zimmer bezogen, das Zelt aufgeschlagen, dieses musste im Zimmer trocknen, und eine warme Dusche genossen, gings in unseren warmen Kleidern Richtung Bryce Canyon. Wir wollten eine gemütliche Rundwanderung von rund vier Stunden absolvieren und waren auf sämtliche Wetterkapriolen vorbereitet.

Doch es kam, wie so oft in den letzten Monaten. Einmal mehr verzogen sich die Wolken und die Sonne kam zum Vorschein. Die Bise flachte in gewissen Teilen im Canyon ab, an exponierten Punkten war man noch froh um einen Pullover, ansonsten gings sogar im T-shirt. Umso klarer der Tag wurde, umso eindrucksvoller wurde der verspielte Canyon mit seinen sogenannten Hoodoos. Das Lustige Formenraten nahm seinen Lauf und der Tag ebenfalls. Jede Kurve brachte neue Formen zum Vorschein und jede weitere Steigung offenbarte neue Aussichten. Der blaue Himmel und die wunderbaren Farbverläufe (rot - orange - weiss) des Gesteins trugen nebst den grünen Bäumen das ihrige zu einem unvergesslichen Tag, ja sogar zwei unvergesslichen Tagen bei. Denn am zweiten Tag gings auf über 9000 ft (rund 3'000 M.ü.M) und da erwarteten uns noch die letzten Schneefelder.

Der verspielte und formenreiche Bryce Canyon machte uns zwei Tage lang grossen Spass und enorm viel Freude. Und dem holden Wettergott möchten wir an dieser Stelle ein grosses Dankeschön aussprechen. Wir glauben, dass du unser Freund bist!




Escalante war unsere nächste und dort der Devils Garden unsere erste Station. Spannend übrigens wie viele Orte das "Devil" in sich tragen und diese Orte sind meist wunderschön. Doch interessant in einem christlichen Land nicht wahr? Und wenn wir schon dabei sind, die Barrierefreiheit in Amerika ist ebenso beeindruckend. Fast überall gibt es rollstuhlgängige Toiletten, geteerte Wege und Orientierungshilfen für Blinde. Ja sogar rollstuhlgängige Zeltplätze in den Nationslparks sind keine Seltenheit. Wir glauben, dass das Leben als Rollstuhlfahrer in den USA fast einfacher ist, als das Leben als Schwarzer in demselben Land.



Nachdem wir den Devils Garden erkundet hatten, ging's zum Petrified Forest State Park. Steine aus Bäumen, also versteinerte Bäume. Die Asche eines Vulkans schützte die Bäume vor der Vermoderung und die Zeit machte Steine daraus. Die Bäume waren derart gut erhalten, dass zum Teil die Rinden noch sichtbar waren. Und das Innere wusste mit kitschigem violett zu überzeugen. Ein wunderschöner Ort, der uns einmal mehr zum Staunen brachte.



Weiter gings zum Capitol Reef Nationalpark. Bereits die Fahrt war wunderschön. Führte sie doch über mehrere Pässe und zum Schluss durch den Dixie National Forest. Wunderschöne Aussichten in die unendliche Weite und unberührte Landschaft. Wer sich das Wort "unberührt" nicht vorstellen kann, dem hilft vielleicht folgendes: 8 von 10 Amerikaner leben in Städten, von diesen ist weit und breit keine zugegen. Der grösste Ort für Meilen war Escalante, dieser Ort ist das zu Hause von 750 Menschen.

Aber wieder zum Reef, ein Riss in der Erdkruste, welcher zur selben Zeit entstand wie das Colorado Plateau (u.a. die Basis für den Grand Canyon), schuf diese Naturgewalt. Steil ragen die Wände zum Himmel empor, die Farbe, auch hier, ein kräftiges Rot. Die Wanderung brachte uns zu einem wunderbaren Aussichtspunkt. Und da die Besucherzahl im Capitol Reef nicht ganz so hoch ist wie in den grösseren Parks, genossen wir die Ruhe, das wunderbare Wetter und die Aussicht.

 Und dann ging's wieder ab ins Zelt! Mittlerweile sind wir leidenschaftliche Camper. 



Der nächste Halt war im Arches Nationalpark geplant. Weit in den Park kamen wir nicht. Bereits im Visitorcenter sprachen uns zwei ältere Ehepaare an und befragten uns zu unseren Erfahrungen in den USA. Dann erzählten sie von ihren Ferien in der Schweiz. Das passierte uns in den letzten Wochen oft. Die Amerikaner sind sehr offen und immer gesprächsfreudig! Nach ca. 20 Minuten Plauderei ging's weiter in den Park. 

Das Wetter war immer noch hervorragend und so wanderten wir bereits am Ankunftstag an zwei Orten im Park zu den berühmten Steinbögen. Die Szenerie war unglaublich, denn im Hintergrund der orange roten Steine sah man hohe Schneeberge, die Richtung Himmel ragten. Was für ein Kontrast, was für ein Anblick! Erneut waren wir tief beeidruckt, was die Natur alles hervorbringt. Und obwohl die Steinbögen so stabil aussehen und über Jahrhunderte durch Wasser und Wind geformt wurden, sind sie fragil. Jederzeit und völlig aus dem Nichts können sie brechen und verschwinden. Auch am darauffolgenden Morgen erwarteten uns Sonne und blauer Himmel und erneut ging's über Stock und Stein zu weiteren Steinbögen, diesmal sogar mit einer "Kletterpartie".




Am Nachmittag wechselten wir in den gegenüberliegenden Canyonlands Nationalpark. Da wir etwas müde Beine hatten, besuchten wir diesen Park auf "amerikanische" Art und fuhren die schönsten Aussichtspunkte an ohne noch gross weitere Meilen zu Fuss zu absolvieren ;). Auch von den Aussichtspunkten aus wusste der Park zu beeindrucken. Ein weiterer Canyon zwar, aber nochmals in anderem Kleid. 



Nach vielen Nationalparks und Wanderungen geht es nun weiter Richtung Osten. Nächster Halt Denver!