Freitag, 30. Januar 2015

Cusco, Valle Sagrada, Machu Picchu

Ein weiterer Höhepunkt sollte uns in den kommenden Tagen erwarten. Der Machu Picchu! Schon häufig auf Bilder gesehen, schon etliche Erzählungen gehört, freuten wir uns darauf, diesen Ort endlich selber zu besuchen.

Aber alles der Reihe nach...

Nach einer schönen Busfahrt von Puno durch die Anden, erreichten wir pünktlich Cusco. Am Busbahnhof wurden wir bereits erwartet und mit dem "Hostel eigenen Taxi" nach Hause gebracht. Es erwartete uns ein gemütliches Hostelzimmer und eine überaus herzliche Besitzerin dieser Unterkunft. Aydee studierte Tourismus und machte unseren Aufenthalt äusserst bequem und angenehm. Da sie über die nötigen Infos bezüglich Valle Sagrada und Machu Picchu verfügte, hatten wir auch alles innert kürzester Zeit organisiert.

Ein Tag Cusco, ein Tag Valle Sagrada, danach mit dem Zug nach Aguas Calientes (das ist der Ausgangspunkt für die Machu Picchu Besichtigung), am darauffolgenden Tag der Besuch der Inkastätte am gleichen Tag zurück nach Cusco, und nochmals ein Tag in dieser wichtigen Stadt.

Also beginnen wir in Cusco. Weshalb ist Cusco wichtig? Zum einen heisst Cusco in der Quechua Sprache "Nabel der Welt", zum anderen ist Cusco die älteste, ständig bewohnte Stadt des Kontinents. Auch während der Eroberung der Spanier spielte Cusco eine wichtige Rolle. So wurde doch in Cusco einer der wichtigsten Inka Tempel zerstört und auf seinem Fundament Kirchen errichtet.

Und wie lebt es sich in Cusco heute. Die Plaza des Armas, also der "Bärenplatz" von Cusco, ist von zwei Kirchen und Arkaden umgeben, in der Mitte thront ein Brunnen mit einem Inka auf der Spitze und so weiss dieser Platz sehr zu gefallen. Sich auf den Bänken auszuruhen und ein wenig die Leute beobachten war sehr interessant und eine gern gesehene Abwechslung im sonst von Highlight um Highlight geprägten Reisealltag. Tja, die Leute die man zu Gesicht bekommt sind zu einem grossen Teil Touristen, dem Rest begegnet man häufig mit einem "no, gracias", da man entweder Kappen, Pullover, Massagen oder Bilder von diesen Personen kaufen sollte. Obwohl die Stadt sehr touristisch ist, wusste sie zu gefallen. Wir haben Cusco jedenfalls genossen.

Um nichts zu überstürzen, besuchten wir an unserem zweiten ganzen Tag das Valle Sagrada. Ein Tal ganz in der nähe Cuscos, welches verschiedene Ruinen aus der Inka-Zeit kennt, zu denen unter anderem auch der Machu Picchu gehört. Ein Tal, welches durch den Rio Urubamba mit Wasser versorgt wird und eine wichtige Quelle ist für die verschiedensten Pflanzen, welche zum Teil immer noch nach den Techniken der Inkas angebaut werden. Wir besuchten die Stätten Pisac und Ollantaytambo, zwei relativ grosse Überbleibsel der indigenen Kultur und den Ort Chinchero. Ebenso durften wir viele verschiedene interessante Neuigkeiten über die Inkas und ihre Kultur erfahren. Eine Kultur, die zu faszinieren weiss. Eine Kultur, die beeindruckt. Eine Kultur, die Fragen aufwirft. Eine Kultur, zu der wir selber viele Fragen stellten und die uns bis heute immer noch viele Fragen offen lässt. Häufig fehlen Erklärungen, Verständnis und Wissen, um Ereignisse oder Vorkommnisse zu erklären. Ein optimaler Nährboden also für Mythen, die mit der Realität verschmelzen sowie für Verschwörungstheorien, die Raum für Spekulationen schaffen. Einfach packend....

(Pisac)

(Pisac)

(Ollantaytambo)

(Ollantaytambo)

Jetzt war die Neugier da. Was würde uns auf dem Machu Picchu erwarten? Zuerst gings jedoch nach Aguas Calientes, dem Machu Picchu Pueblo. Der Ort selber hat nicht viel zu bieten. Die Lage ist jedoch wunderbar. Umgeben von Bergen, ist es dort grün und warm, fast schon tropisch, obwohl immer noch auf rund 2'000 M.ü.M. Und langsam stieg die Nervosität. Schliesslich sollte am folgenden Tag um 04.30 der Hahn krähen, damit wir um 05.30 die ersten Busse auf den Machu Picchu erreichen. (Einschub: wir haben uns für die Busfahrt und gegen das Laufen entschieden, da Linda's Magen plötzlich die Höhe nicht mehr so gut vertragen hatte und sie deshalb selber noch nicht ganz auf der Höhe war ;)...). 
Nach einem wunderbaren Nachtessen folgte eine kurze Nacht. Was uns wohl morgen erwarten wird...?
Rrrrring! 04.30, eine kurze Dusche und einen kleinen Happen zum Frühstück. Los zur Busstation, kurz warten und dann gings los. Die Busnummer 5 sollte uns auf den Berg bringen. Beim Anstehen für den Eintritt schnappten wir uns einen Guide mit rund fünf weiteren Personen. Noch immer konnten wir keinen Blick auf diesen sagenumwobenen Ort erhaschen. Ticket zeigen, Pass vorweisen. Der ganze Körper bebte. Einen kleinen Weg entlang, neben einer bedachten Hütte vorbei und dann breitete sich Machu Picchu vor uns aus... Was für ein Moment... Was für ein Gefühl... Beeindruckend... Sprachlos... Starrend... Überwältigend... Faszinierend... Der noch praktisch menschenleere Machu Picchu übertraf alle Erwartungen. Der erste Eindruck erwischte uns voll und ganz, einfach atemberaubend...

Der Ganze Tag sorgte immer wieder für Staunen und ungläubiges Kopfschütteln. Mehr Worte können und wollen wir nicht über diesen Ort verlieren. Die passenden Worte gibt es nicht. Man muss diesen Ort einfach selber sehen und erleben...





Zurück in Cusco waren wir fix und fertig, ein hoch interessanter Tag, der um 04.30 begonnen hatte und um 22.00 in Cusco endete. Ein Tag, ein Highlight. Und bis heute einer der schönsten Tage auf unserer Reise!

Was übrigblieb von unserem Inka-Abenteuer in Cusco, war ein gemütlicher Tag in der Stadt. Wir besuchten die Kathedrale von Cusco, welche einen weiteren Teil zum Verständnis der Inkas und der Geschichte Perus beitrug. Eine Kirche, die genauso zu beeindrucken wusste, wie sie uns erneut aufzeigte, dass Religion tatsächlich "Opium fürs Volk" ist.

(Cusco)

(Cusco by night)

Die Tage in Cusco waren einfach unglaublich. Die Erlebnisse hier, werden uns erneut stark prägen und uns einiges lehren.

Weiter gehts nun zum Colca Canyon, einem der tiefsten Canyons der Erde und wieder in Richtung Küste (Linda's Magen sagt trotz einiger Besserung "Danke ;)")... Sind wir gespannt, was uns in und um Arequipa erwarten wird...



Mittwoch, 21. Januar 2015

Wie schon Eugen und der "König der Lausbuben" wusste, der Titicacasee (ist) hat einen Schatz...

Eine Busfahrt die ist lustig, eine Busfahrt die ist schön. In etwa so lässt sich die Tour von La Paz nach Copacabana am Titicacasee beschreiben. Lustig wars, naja, sagen wir halb. Das Lustigste war wohl der 10 Km Lauf für Evo, wobei dieser für uns Busreisende auch nur halb so spannend war. Auf jedenfall hatten wir gute Plätze vom Bus aus und auch genügend Zeit die Läufer zu begutachten, da bezüglich Weiterfahrt nichts ging, bis der Lauf beendet war. Das Schönste auf der Fahrt hingegen war... Tja, jetzt wirds schwierig... Die ganz Region, rund um diesen sehr beeindruckenden See, eigentlich ist er fast ein Andenmeer, war einfach nur schön und beeindruckend. Am Ufer entlang, per "Fähre" und dann auf einer Landzunge begleitete uns ständig eine wunderbare Seenlandschaft gepaart mit Hügeln. Und das alles auf rund 3'800 Meter über Meer...


In Copacobana angekommen, gings als erstes keuchend hoch zu unserer Unterkunft. Dort fanden wir ein solides Zimmer und nette Besitzer vor. Selbst das Internet funktionierte, jedenfalls teilweise. Also schmiedeten wir unsere Pläne für die kommenden Tage. Der Isla del Sol einen Besuch abzustatten gehörte von Anfang an zu unserem erklärten Ziel. Das Hotel in dem wir nächtigten stellte sich sogar zur Verfügung, unsere grossen Gepäckstücke während unserem Besuch auf der Isla del Sol aufzubewahren. Danach solls nach Puno weitergehen, wo uns die Isla Uros erwarten würden. Schwimmende Inseln, welche jedoch sehr "vertouristisiert" sein sollen.

Nach einem sehr leckeren Imbiss, einer Sandwich-Roll, bei einer sozial engagierten Amerikanerin (und dies ohne Gott im Rücken), gings gestärkt durchs Städtchen. Schön gelegen ist Copacabana, schön als Ort, naja... Das schönste in Copacabana ist die Kathedrale, die wir kurz im vorbeigehen bestaunten. Die Kirche hat übrigens nationale, ja sogar internationale Ausstrahlung. Menschen aus ganz Südamerika pilgern hier her und segnen ihre Autos. Wie das funktioniert? Man befestigt verschiedenste Blumen und Blüten am Auto, klebt Plastikhüte auf's Dach und übergiest das ganz mit Champagner und schon ist man sicher unterwegs auf der Strasse... Das Geld, das in Zusammenhang mit diesem Brauch gespendet wird, kommt nicht etwa irgendwelchen Projekten in Bolivien zu Gute. Nein es geht direkt an den Vatikan... Almosen für die Armen in Ihren goldenen Palästen. Wir hofften auch auf die Farbe Gold, denn in Copacabana gibts wunderbare Sonnenuntergänge, dies blieb uns leider verwehrt, da Abends Gewitter aufzogen...


Nach einer erholsamen Nacht und einem leckeren Morgenessen bei Fruchtsalat und Pancake gings mit dem Boot gemächlich auf die Isla del Sol. Angekommen in Yumani, im Süden der Insel, empfingen uns die Escalera del Inca und die hängenden Gärten. Auch wenn wir uns hängende Gärten etwas anders vorgestellt hatten, strahlte das Ganze eine sehr ursprüngliche und beruhigende Atmosphäre aus. Nach dem wir die Treppen erklommen hatten, fanden wir an einer wunderschönen Stelle unser Zimmer für die nächsten zwei Nächte. Nich etwa, dass wir vorgebucht hätten, wir haben uns sofort in den Ort verliebt. Anstatt die Ruinen im Süden zu besuchen, beschlossen wir die Sonne und unsere spannenden Bücher auf den Strohbänken zu geniessen und den Nachmittag ausklingen zu lassen. Am Abend erwartete uns ein Kindergeburtstag. Uns war bisher nicht bewusst, dass Kindergeburtstage auch mit 10 geladenen Gästen so ruhig verlaufen können. Das Highlight war sicher das "Gesicht-in-die-Torte-drücken". Ein Gewitter beendete den Geburtstag abrupt und wir genossen die Blitze über dem See und den Ausblick aus unserem kühlen Zimmer.

(Escalera del Inca)

(Hängende Gärten)



(Ausblick vom Zimmer)

Am nächsten Tag wanderten wir rund drei Stunden in den Norden der Insel, wo uns eine Ruine der Inkas erwartete. Die Chincana Ruinen enthalten den Palacio del Inka. Die Lage dieser Stätte war traumhaft in einer Bucht der Isla del Sol gelegen und machte "Gluscht" auf mehr Inka und alte Kulturen.
Zurück nach Yumani gings mit dem Schiff und wieder in unserer Unterkunft, genossen wir unsere zweite Nacht an diesem ruhigen Ort. Denn die ganze Insel kennt keine Autos und auch keine Hähne, also weckten uns am Morgen nur die lauten "iaaaaa-iaaaaa"-Esel.



(Sonnenkönigin: alt und ein wenig Inka)

Am darauf folgenden Tag war Reisen angesagt. Zuerst zurück nach Copacabana, danach in den Bus und über die Grenze nach Puno. Verrückt wie die Zeit vergeht. Bereits haben wir vier Länder bereist. Noch folgen Peru, Ecuador und die USA. Und vielleicht gibts dazwischen auch noch einen Abstecher an einen Traumstrand in der Karibik. Wer weiss...

In Puno angekommen und alles Nötige soweit organisiert, gabs ein ausserordentlich leckeres Nachtessen. Der kulinarische Einstieg ist gelungen. Peru hat auf Anhieb unsere "Feinschmecker-Herzen" erobert. Wir sind  also gespannt, was die "Fusion-Kitchen" Peru alles zu bieten hat.

Am nächsten Tag stand der Ausflug auf die Isla Uros auf dem Programm, diese schwimmenden Inseln, welche rund 2'000 Menschen ein Zuhause bieten. 80 Verschiedene Inseln, auf denen mehrere Familien leben, die noch heute fast ausschließlich Aymara sprechen. Persönliche Informationen von anderen Reisenden, wie auch unser Reiseführer, bereiteten uns auf eine grosse Touristenattraktion vor, welche viel von ihrem Charme verloren habe. Unser Urteil fällt wie folgt aus: die Inseln liegen wunderschön im Titicacasee, die goldene Farbe, welche durch das getrocknete Schilf auf dem See treibt, gibt einen wunderschönen Kontrast in den grauen See und den blauen Himmel (leider war heute meist bewölkt). Uns wurde erklärt, wie die Menschen auf den Inseln leben und wie das Handwerk dieser Inseln funktioniert. Sehr spannende Ausführungen, wenn man bedenkt, dass dieses Volk bereits seit mehreren hundert Jahren auf den schwimmenden Inseln lebt. Wir waren vom Besuch der Inseln angetan, diese einzigartige Kultur von "schöner Wohnen" zu besuchen war einzigartig. Klar ist aber auch, dass der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen dieser Menschen ist und diese Tatsache bringt immer unerwünschte Nebengeräusche mit sich.




Und morgen gehts weiter nach Cusco. Dort erwartet uns das Heilige Tal der Inkas mit dem sagenumwobenen Machu Picchu. Wir sind jedenfalls gespannt, was uns noch alles erwarten wird...

Dienstag, 20. Januar 2015

Von Frieden, Hexen, Seilbahnen sowie dem Tor zum Amazonas

In Sucre entschieden wir uns nicht mit dem Bus (13h), sondern per Flugzeug (50 min) nach La Paz zu gelangen. Ein Entscheid, der sich super gelohnt hat. 50 Minuten hatten wir die Möglichkeit Bolivien aus der Luft zu geniessen. 50 min wurden wir Zeugen einer atemberaubenden Topologie. Wir überflogen verschiedenste Andengipfel, Bergdörfer, zum Teil nur einzelne Häuser und immer wieder fiel unser Blick in die Andentäler. Kurz vor La Paz erkannten wir erste Ausläufer der Stadt, und dann folgte der erste Blick in die "Senke" von La Paz. Wahrlich eine Aussicht, welche man nicht alle Tage geniessen darf. Da wir etwas früh in La Paz waren, flogen wir eine Schlaufe, die uns auch einen ersten Blick auf den Titicacasee gewährte. Was uns da noch erwarten wird, liess auf jedenfall Freude aufkommen...

(Flughafen Sucre)


In La Paz resp. in El Alto gelandet, gings nach unten. Klingt komisch, denn la Paz liegt auf einer Höhe von rund 3'800 M.ü.M. El Alto befindet sich jedoch auf dem Plateau, in dessen Senke La Paz gebaut wurde. Was für eine Aussicht auf eine Stadt, mit vielen Gesichter, vielen spannenden Geschichten und einer atemberaubenden Atmosphäre...

Atemberaubend in dreierlei  Hinsicht. Einerseits liegt die Stadt auf einer Höhe, auf der das Atmen nicht immer leicht fällt, auf der anderen Seite holt einem die Stadt immer wieder ein. Denn egal über welche Zäune oder Tore man schaut, La Paz verschwindet nie aus dem Blick. Und zu guter letzt raubt einem die Stadt den Atem, da etliche ungefilterte Abgase in der Luft liegen, ja einem geradezu ins Gesicht geblasen werden.

(La Paz Bus)

(La Paz)

(La Paz modern)

(Plaza murillo)

(Iglesia San Francisco)



La Paz, eine Stadt mit vielen Gesichtern. Von traditionell gekleideten BolivianerInnen, zu amerikanisch gekleideten Jugendlichen, von geschäftstüchtigen Smartphone Usern, zu alten bettelnden Damen und  singenden Blinden findet man alles in dieser verrückten Stadt. Auch die Märkte unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Der zentrale Markt liegt über ca. 4 Stockwerke verteilt. Von Fleisch über Blumen zu Hygieneartikel bis hin zu kleinen Küchen findet man hier alles. Auch die Alpacaläden unterscheiden sich, von der normalen asiatischen Massenware, bis hin zu handgefertigten Bijous. Die Stadt lebt von Märkten, von einzelnen Ständen, von Streetfood und den "verhüllten" Schuhputzern, die ihr Gesicht nicht zeigen, da die Arbeit als niederwertig gilt. Und dann wäre da noch der Hexenmarkt. Viel von diesem, einst wohl sehr speziellen und "gruseligen" Markt, ist nicht mehr übrig. Nebst den Lamaphöten und getrockneten Tukanschnäbeln, wurden Tee sowie die mittlerweile bestens bekannte Massenware zum Verkauf geboten. Schade, dass diese ehrfürchtige Stimmung des Hexenmarkts immer mehr verloren geht.

(Traditionelle Kleidung)

(La Paz Kiosk)


La Paz heisst aber auch Seilbahnen. Die Telefericos, wie die Seilbahnen auf spanisch genannt werden, verbinden verschiedene Viertel der Stadt. Eine Seilbahn mal nicht zum Skifahren, sondern als eine Art öffentlichen Verkehrs. Diese Telefericos sind ein "persönliches" Projekt von Evo Morales, dem Präsidenten Boliviens, der eine starke Bindung zu La Paz kennt.


Dieser Evo Morales ist übrigens nicht nur ein cooler Typ. Da heute für Ihn ein 10 km Lauf in El Alto absolviert wurde, verlängerte sich unsere Bustour um rund eine Stunde... Tztztz, der Evo nahm einfach keine Rücksicht auf uns...

Aber zurück zu den Seilbahnen. Wir konnten es uns nicht nehmen lassen mit der roten Linie, welche El Alto mit La Paz verbindet, etwas Sightseeing zu machen. Was wir geboten bekamen war unglaublich, wir konnten in aller Ruhe noch einmal die Dimensionen dieser Stadt geniessen. Atemberaubend, wie sie die Hügel hochwächst und sich in der "Talsohle" das Zentrum erhebt.

(talstation)

(Hochmoderner Antrieb)

(Aussicht vom Teleferico - Bergfahrt)

(Hochmoderne Bergstation im Bezirk el Alto)

(Talfahrt - La Paz als Ganzes)
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(Talfahrt)


Da wir uns Schritt für Schritt den Indigenen Kulturen genähert hatten, stand für uns der erste Besuch einer Ruine auf dem Plan. Tiwanaku. Eine Ruine, welche das spirituelle Zentrum einer längst vergangenen Kultur bildet. Die Tiwananaku haben noch vor den Inkas gelebt. Eine Sage besagt, dass die Tiwanaku aufgrund einer 40 jährigen Dürre ihren Platz, wo die heutige Ruine steht, räumen mussten und  in die Berge flüchteten, sich dort weiterentwickeln konnten und als Inkas zurück gekehrt sind.
Der Besuch von Tiwanaku war spannend und informativ zugleich. Man bekam erste Eindrücke der komplexen Symbolik der alten Andenstämme und hatte so die Möglichkeit sich langsam an die Inka und ihren heiligen Berg, den Macchu Pichu, heranzutasten.

(Puerta de sol)

(Gesichtsskulpturen)
(Dualität und die Stäbe der Macht)

Unser La Paz-Aufenthalt wurde von einem dreitägigen Abstecher nach Coroico unterbrochen. 2.5 Stunden in einem Minibus und genau so lange, sich immer wieder ändernde Natur. 2.5 Stunden Höhenverlust von rund 2'000 Metern, um sich im tiefer gelegenen Coroico von der "Altura" zu erholen. Coroico, das Tor zum Amazonas. Umgeben von saftig grünen Hügel, belebt von verschiedensten Tieren, genossen von zwei Reisenden aus der Schweiz. Coroico war einfach nur ausspannen, und da es einen ganzen Tag praktisch nur regnete, verschlangen wir Bücher und waren gezwungen zum Nichtstun. Schade aber auch, war doch genau dies unser Ziel... :)

(Coroico - sirekt aus unserem Zimmer)

(Flower Power)
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(Flower Power II)

Und dann war da noch der nette Besuch aus Bern. Cämu, der ebenfalls in Südamerika am Reisen ist, besuchte uns in Coroico. Diskussionen über Gott und die Welt auf Berndeutsch. Was will man mehr. Vielleicht noch ein, zwei Bierchen zum Znacht... Das gabs dann auch :)

Übrigens feierte genau dieser Cämu in La Paz seinen Geburtstag, was uns ebenfalls ein grosses, unerwartetes Geschenk bescherte. Da er bei einer Schweizerin Unterschlupf fand, die selber zwar in Bolivien aufgewachsen ist, für acht Jahre in die Schweiz zurückkehrte und dort die Vorzüge des guten Schweizer Essens kennenlernte, wurden wir zu einem RACLETTE bei ihr in der Wohnung eingeladen. Ein Raclette in La Paz mit echtem Schweizer Raclettekäse, ja soger der Alpenkräuter-Mischung aus der Schweiz, gepaart mit Essiggemüse aus Bolivien. Was für ein kulinarischer Leckerbissen... Mmmmmhhh und herzlichsten Dank nocheinmal an Sara!

Apropos kulinarisch... Wir wurden von unseren dänischen Freunden darauf aufmerksam gemacht, dass es in La Paz ein super Restaurant eines dänischen Spitzenkoch gäbe. Es handelt sich hierbei nicht nur um eine top Küche, sondern auch um ein soziales Projekt. Nebst dem Sozialen kommt auch das Ökologische zum tragen, die Küche verwendet ausschliesslich in Bolivien heimische Gemüse, Kräuter, Getränke etc. Diesen Tipp konnten wir uns nicht entgehen lassen. Also befolgten wir auch ihren zweiten Rat, unbedingt das 5- respektive 7-Gang Probiermenü (die Portionen waren dementsprechend "klein") mit den passenden Getränken zu bestellen. Gesagt getan. Resultat war eine Explosion der Geschmäcker. Eine Reise durch die bolivianischen Gemüsesorten und ein wunderbarer Schlemmerabend in entspannter Atmosphäre. Genau das richtige also um sich am Tag darauf auf den Weg nach Copacabana zu machen, wo wir heute (ist aufgrund fehlenden w-lans schon einige Tage her ;)) gesund angekommen sind...

 

Montag, 5. Januar 2015

Bolivien zweimal anders

Nach dem wir unsere erste Nacht in einer bolivianischen Stadt (Uyuni) verbracht hatten, sollte es am nächsten Tag mit dem Bus weitergehen. Unser Ziel war Potosi.

Potosi, eine Stadt, welche noch unter Unesco Weltkulturerbe steht und eine, im wahrsten Sinne des Wortes "reiche Geschichte" hinter sich hat. Doch Eines nach dem Anderen...

Denn bevor wir in Potosi eintrafen, lag schliesslich eine rund 4 stündige Busfahrt vor uns. Vier Stunden Bolivien und somit vier Stunden Neuland. Diese Busfahrt war atemberaubend. Der Weg führte über viele verschiedene Andenpässe, immer wieder neue Täler eröffneten sich zu beiden Seiten und auch die Berge nahmen immer wieder verschiedene Farben und Formen an. Eine wunderschöne Strecke, welche uns nach Potosi brachte.

Nun waren waren wir also angelangt in Potosi. Silvester. Zuerst einmal ins Hotel und dann hatten wir um 18 Uhr mit Mette und Jonas, unseren dänischen Weggefährten, beim zentralen Platz abgemacht. Nach einer kurzen Pause machten wir uns auf die Socken. Zwei, drei Schnappschüsse vom Fussballstadion von Real Potosi und danach ab in den Microbus ins Zentrum. Tja, leider war dieser Microbus nicht ganz so schnell wie angenommen und wir verspäteten uns gehörig. Also mal raus aus dem Bus und rein ins Getümmel. Und zwar mitten ins Getümmel. Es herrschte wildes Treiben an den verschiedene Marktständen und wir bekamen alles zu Gesicht was feil geboten wurde. Dazu gehörten neben roter Unterwäsche, auch verschiedene Getränke, Kinderspielzeuge, getrocknete Lamaföten, Schweineköpfe, Torten, Silvesterknaller und vieles vieles mehr. Alles schön und gut, doch leider hatten wir Mette und Jonas verpasst. Zum Glück machten diese sich eine Stunde später nochmals auf die Socken, so dass wir uns doch noch trafen. Der zentrale Platz war ein einzig grosses Kinderfest. süssigkeiten, Fotos mit Sankt Nikolaus, dem Grinch und anderen, mehr oder weniger, weihnachtlichen Gestalten. Wir machten uns mal auf die Suche fürs Abendessen und schon da stellten wir fest, dass es wohl nicht ganz einfach werden würde, etwas zu finden. Und doch gab es leckeres Poulet in verschiedenen Variationen mit Pommes und leckerem scharfem Dip. Ein wunderbarer Silvesterschmaus. Um halb elf schloss das Restaurant und wir machten uns wieder auf die Suche nach einem geeigneten Ort, um auf den Silvester anstossen zu können. Eine Herausforderung, die nicht ganz einfach zu managen war. Die Discos waren eher zwielichtig und es hätte sich gemäss ihrem Aussehen auch um grosse öffentliche Toiletten handeln können und die Restaurants waren praktisch alle geschlossen. Alle, bis auf eines, geführt von einem älteren Paar, ansonsten jedoch leer gefegt. Nichts wie rein in die gute Stube, Bier bestellt und unter ungläubigen Blicken des Besitzerpaares gekonnt zwei Minuten zu früh aufs neue Jahr angestossen. Das war Silvester feiern mal anders.... 

Nächster Tag, neuer Eindruck. Potosi, eine harte Stadt, eine Arbeiterstadt. Reich geworden durch den Cerro Rico und die darin enthaltenen Mineralien, vor allem Silber. Potosi, verantwortlich für die Münzprägung für den ganzen amerikanischen Kontinent. Diese Zeiten sind jedoch eher der Vergangenheit als der Gegenwart zuzuschreiben. Der Glanz ist verblasst, der Berg wird nur noch rund 3-4 Jahre zu bewirtschaften sein. Die Atmosphäre in der Stadt war zum Teil doch sehr irritierend. Mit verschiedensten Blicken wurden wir konfrontiert, von neugierig, interessiert, zu skeptisch und ablehnend war alles dabei. Die Stadt hatte eigentlich nur direkt im Zentrum Charme zu verbreiten und diese Zentrum war nicht gerade gross. Und dann beschäftigte uns die Frage "Sollen wir nun die Mienen besuchen oder nicht?" Gedrängt vom Intersse, diese Mienen zu besuchen, neue Eindrücke zu gewinnen, Realitäten zu begreifen, wurden wir doch gehemmt von der eigenen Sicherheit, dem ergötzen an der Armut dieser Menschen und der generellen Frage nach der Akzeptanz der Mienenarbeiter für solche Touren an und für sich... Wir entschieden uns dagegen und genossen einen weiteren Tag in der Stadt und besuchten das Museum La Moneda, welches für die Münzprägung verantwortlich war.

Fussballstadion

"Schütz in Bolivien"






Am nächsten Tag erwartete uns eine abenteuerliche Reise nach Sucre. Wir entschieden uns gegen den Bus, der etwa 4 Stunden unterwegs wäre und wählten die Option Ferrobus. Zu gut Deutsch ein "Zugbus". Es handelt dich dabei um nichts anderes als um einen umgebauten Bus, der mit einem Zugfahrwerk versehen wurde und jetzt also auf Schienen rollt, jedoch immer noch mit Gas-und Bremspedal sowie Schaltknüppel.
Also warteten wir am Bahnhof. Die Tickets gekauft, unsere Mitfahrer "kennen gelerent". Diese Zugfahrt sollte "real" werden, so viel stand fest. Ein "local" Trip durch die Berge, mit den richtigen bolivianischen "homies". Und dann der grosse Auftritt und unser Ferrobus betrat schnaubend die Bühne...


Und dann ging es los, und bereits nach rund 10 Minuten Fahrt, wir hatten Potosi noch nicht ganz verlassen, gabs erste Probleme. Huch, und uns standen noch rund 7 Stunden und 50 Minuten bevor. Die Schienen kennen keine geraden zehn Meter und sind in relativ schlechtem Zustand. Egal, wir waren on the track und genossen die Zugfahrt. Kamen Häuser, verfolgten uns bellende Hunde, lagen mal keine Steine auf den Geleisen waren es dann auch mal Kühe oder Schweine. Aber dafür hatten wir ja nebst dem Fahrer auch einen Angestellten der bolivianischen Bahn dabei, der sämtliche Hindernisse fachmännisch entfernte. Nach den ersten rund zwei Stunden, die uns mehr oder weniger entlang der Strasse geführt hatten, gings ab durch praktisch unberührte Natur. Verschiedene Berge wurden überquert. Die Dörfer wurden immer kleiner, die Landschaft immer eindrücklicher. Wir bekamen Einblicke in die bolivianische Landwirtschaft uns sahen, wie in Tälern, aber auch auf Bergen mit einfachsten Mittel erfolgreich gepflanzt und geerntet wurde. In trockenen Tälern wurde es plötzlich grün und auf steinigen Hügeln bekam man bestellte Felder zu Gesicht.

Und dann kam der Halt in Villa Villa. Der Bus, oder eben Zug, fasste rund 25 Personen und obwohl der Zug bereits mehr als halb voll war, wollten nochmals rund 30 Personen einsteigen. Und dann hatte man plötzlich das Gefühl, man sei in einer Ubahn in einer Metropole. Es wurde geschubst, gedrängelt und gekratzt, was das Zeug hält. Nach einzelnen Klagen konnte die Fahrt dann doch fortgesetzt werden. Da Pädu einer Frau mit kleinem Kind den Sitzplatz anbot, hiess es von da an rund 4 Stunden in leicht gebückter Haltung stehen (Bolivien ist nicht für 1 Meter 90 gemacht), und dies ohne allzu grosse Bewegungsmöglichkeiten.

Und dann waren wir also in Sucre...



Nicht zu vergleichen mit Potosi. Sucre, eine Studentenstadt, mit ihren weissen Gebäuden strahlt sie in den blauen Himmel, sie ist gepflegt, die Leute nehmen einem ganz anders auf. Auch ist die Stadt wichtig für die bolivianische Geschichte, wurde doch hier die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben. Weiter gilt Sucre auch heute noch als Denkzentrum Boliviens.






Unsere Unterkunft, gebucht über Air B&B bei einer Familie etwas ausserhalb des Zentrums, erwies sich als Glücksgriff. Die Zimmer sind sauber und gepflegt, ebenso das Bad, die Familie ist sehr hilfsbereit und organisierte für uns den Marktbesuch in Tarabuco und die Eintritte zu einer Tanzshow, bei der die vielen verschiedenen Bräuche Boliviens gezeigt werden sollten. 

Die Tanzshow war, naja...sagen wir mal "genügend". Zwei Stunden Unterhaltung, zwei Stunden Tanz, eine hätte gereicht.

Der Markt in Tarabuco, als traditioneller Markt mit viel Handwerkskunst angepriesen, war sagen wir mal "ordentlich"... Die Handwerkskunst kam grösstenteils aus China und die gezeigten Stoffprodukte glichen sich in Farbe und Motiv. Und doch war dieser Markt spannend. Denn es waren sehr viele Leute angereist, um ihren Wocheneinkauf zu tätigen. Und so bewegte man sich inmitten eines bolivianischen gesellschaftlichen Queerschnitts. Von modern bis sehr traditionell war alles vertreten.

Eine im wahrsten Sinne "herzliche Begrüssung"

Fleisch zum trocknen aufgehängt

Die restlichen 2 Tage in Sucre verbrachten wir mit gemütlichem Bummeln durch Sucre und dessen Museen. Am letzten Abend entschlossen wir uns bei der Familie zu essen und noch etwas Zeit mit ihnen zu verbringen. Die Kinder genossen das Flügerlispiel und das Umeblödelen mit uns. Nach einem feinen Znacht zeigten Bertha und Peppe uns einen Film, der unter die Haut ging. Nach dem Film sprachen wir noch lange über Gott und die Welt mit ihnen. Unheimlich spannend und interessant...wir bleiben sicher in Kontakt! (Filmtipp: Tambien la lluvia).