Dienstag, 20. Januar 2015

Von Frieden, Hexen, Seilbahnen sowie dem Tor zum Amazonas

In Sucre entschieden wir uns nicht mit dem Bus (13h), sondern per Flugzeug (50 min) nach La Paz zu gelangen. Ein Entscheid, der sich super gelohnt hat. 50 Minuten hatten wir die Möglichkeit Bolivien aus der Luft zu geniessen. 50 min wurden wir Zeugen einer atemberaubenden Topologie. Wir überflogen verschiedenste Andengipfel, Bergdörfer, zum Teil nur einzelne Häuser und immer wieder fiel unser Blick in die Andentäler. Kurz vor La Paz erkannten wir erste Ausläufer der Stadt, und dann folgte der erste Blick in die "Senke" von La Paz. Wahrlich eine Aussicht, welche man nicht alle Tage geniessen darf. Da wir etwas früh in La Paz waren, flogen wir eine Schlaufe, die uns auch einen ersten Blick auf den Titicacasee gewährte. Was uns da noch erwarten wird, liess auf jedenfall Freude aufkommen...

(Flughafen Sucre)


In La Paz resp. in El Alto gelandet, gings nach unten. Klingt komisch, denn la Paz liegt auf einer Höhe von rund 3'800 M.ü.M. El Alto befindet sich jedoch auf dem Plateau, in dessen Senke La Paz gebaut wurde. Was für eine Aussicht auf eine Stadt, mit vielen Gesichter, vielen spannenden Geschichten und einer atemberaubenden Atmosphäre...

Atemberaubend in dreierlei  Hinsicht. Einerseits liegt die Stadt auf einer Höhe, auf der das Atmen nicht immer leicht fällt, auf der anderen Seite holt einem die Stadt immer wieder ein. Denn egal über welche Zäune oder Tore man schaut, La Paz verschwindet nie aus dem Blick. Und zu guter letzt raubt einem die Stadt den Atem, da etliche ungefilterte Abgase in der Luft liegen, ja einem geradezu ins Gesicht geblasen werden.

(La Paz Bus)

(La Paz)

(La Paz modern)

(Plaza murillo)

(Iglesia San Francisco)



La Paz, eine Stadt mit vielen Gesichtern. Von traditionell gekleideten BolivianerInnen, zu amerikanisch gekleideten Jugendlichen, von geschäftstüchtigen Smartphone Usern, zu alten bettelnden Damen und  singenden Blinden findet man alles in dieser verrückten Stadt. Auch die Märkte unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Der zentrale Markt liegt über ca. 4 Stockwerke verteilt. Von Fleisch über Blumen zu Hygieneartikel bis hin zu kleinen Küchen findet man hier alles. Auch die Alpacaläden unterscheiden sich, von der normalen asiatischen Massenware, bis hin zu handgefertigten Bijous. Die Stadt lebt von Märkten, von einzelnen Ständen, von Streetfood und den "verhüllten" Schuhputzern, die ihr Gesicht nicht zeigen, da die Arbeit als niederwertig gilt. Und dann wäre da noch der Hexenmarkt. Viel von diesem, einst wohl sehr speziellen und "gruseligen" Markt, ist nicht mehr übrig. Nebst den Lamaphöten und getrockneten Tukanschnäbeln, wurden Tee sowie die mittlerweile bestens bekannte Massenware zum Verkauf geboten. Schade, dass diese ehrfürchtige Stimmung des Hexenmarkts immer mehr verloren geht.

(Traditionelle Kleidung)

(La Paz Kiosk)


La Paz heisst aber auch Seilbahnen. Die Telefericos, wie die Seilbahnen auf spanisch genannt werden, verbinden verschiedene Viertel der Stadt. Eine Seilbahn mal nicht zum Skifahren, sondern als eine Art öffentlichen Verkehrs. Diese Telefericos sind ein "persönliches" Projekt von Evo Morales, dem Präsidenten Boliviens, der eine starke Bindung zu La Paz kennt.


Dieser Evo Morales ist übrigens nicht nur ein cooler Typ. Da heute für Ihn ein 10 km Lauf in El Alto absolviert wurde, verlängerte sich unsere Bustour um rund eine Stunde... Tztztz, der Evo nahm einfach keine Rücksicht auf uns...

Aber zurück zu den Seilbahnen. Wir konnten es uns nicht nehmen lassen mit der roten Linie, welche El Alto mit La Paz verbindet, etwas Sightseeing zu machen. Was wir geboten bekamen war unglaublich, wir konnten in aller Ruhe noch einmal die Dimensionen dieser Stadt geniessen. Atemberaubend, wie sie die Hügel hochwächst und sich in der "Talsohle" das Zentrum erhebt.

(talstation)

(Hochmoderner Antrieb)

(Aussicht vom Teleferico - Bergfahrt)

(Hochmoderne Bergstation im Bezirk el Alto)

(Talfahrt - La Paz als Ganzes)
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(Talfahrt)


Da wir uns Schritt für Schritt den Indigenen Kulturen genähert hatten, stand für uns der erste Besuch einer Ruine auf dem Plan. Tiwanaku. Eine Ruine, welche das spirituelle Zentrum einer längst vergangenen Kultur bildet. Die Tiwananaku haben noch vor den Inkas gelebt. Eine Sage besagt, dass die Tiwanaku aufgrund einer 40 jährigen Dürre ihren Platz, wo die heutige Ruine steht, räumen mussten und  in die Berge flüchteten, sich dort weiterentwickeln konnten und als Inkas zurück gekehrt sind.
Der Besuch von Tiwanaku war spannend und informativ zugleich. Man bekam erste Eindrücke der komplexen Symbolik der alten Andenstämme und hatte so die Möglichkeit sich langsam an die Inka und ihren heiligen Berg, den Macchu Pichu, heranzutasten.

(Puerta de sol)

(Gesichtsskulpturen)
(Dualität und die Stäbe der Macht)

Unser La Paz-Aufenthalt wurde von einem dreitägigen Abstecher nach Coroico unterbrochen. 2.5 Stunden in einem Minibus und genau so lange, sich immer wieder ändernde Natur. 2.5 Stunden Höhenverlust von rund 2'000 Metern, um sich im tiefer gelegenen Coroico von der "Altura" zu erholen. Coroico, das Tor zum Amazonas. Umgeben von saftig grünen Hügel, belebt von verschiedensten Tieren, genossen von zwei Reisenden aus der Schweiz. Coroico war einfach nur ausspannen, und da es einen ganzen Tag praktisch nur regnete, verschlangen wir Bücher und waren gezwungen zum Nichtstun. Schade aber auch, war doch genau dies unser Ziel... :)

(Coroico - sirekt aus unserem Zimmer)

(Flower Power)
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(Flower Power II)

Und dann war da noch der nette Besuch aus Bern. Cämu, der ebenfalls in Südamerika am Reisen ist, besuchte uns in Coroico. Diskussionen über Gott und die Welt auf Berndeutsch. Was will man mehr. Vielleicht noch ein, zwei Bierchen zum Znacht... Das gabs dann auch :)

Übrigens feierte genau dieser Cämu in La Paz seinen Geburtstag, was uns ebenfalls ein grosses, unerwartetes Geschenk bescherte. Da er bei einer Schweizerin Unterschlupf fand, die selber zwar in Bolivien aufgewachsen ist, für acht Jahre in die Schweiz zurückkehrte und dort die Vorzüge des guten Schweizer Essens kennenlernte, wurden wir zu einem RACLETTE bei ihr in der Wohnung eingeladen. Ein Raclette in La Paz mit echtem Schweizer Raclettekäse, ja soger der Alpenkräuter-Mischung aus der Schweiz, gepaart mit Essiggemüse aus Bolivien. Was für ein kulinarischer Leckerbissen... Mmmmmhhh und herzlichsten Dank nocheinmal an Sara!

Apropos kulinarisch... Wir wurden von unseren dänischen Freunden darauf aufmerksam gemacht, dass es in La Paz ein super Restaurant eines dänischen Spitzenkoch gäbe. Es handelt sich hierbei nicht nur um eine top Küche, sondern auch um ein soziales Projekt. Nebst dem Sozialen kommt auch das Ökologische zum tragen, die Küche verwendet ausschliesslich in Bolivien heimische Gemüse, Kräuter, Getränke etc. Diesen Tipp konnten wir uns nicht entgehen lassen. Also befolgten wir auch ihren zweiten Rat, unbedingt das 5- respektive 7-Gang Probiermenü (die Portionen waren dementsprechend "klein") mit den passenden Getränken zu bestellen. Gesagt getan. Resultat war eine Explosion der Geschmäcker. Eine Reise durch die bolivianischen Gemüsesorten und ein wunderbarer Schlemmerabend in entspannter Atmosphäre. Genau das richtige also um sich am Tag darauf auf den Weg nach Copacabana zu machen, wo wir heute (ist aufgrund fehlenden w-lans schon einige Tage her ;)) gesund angekommen sind...

 

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