Samstag, 2. Mai 2015

Der verspielte Bryce, Steinbäume und das wasserlose Reef

Das erste was uns im Bryce Canyon erwartete, war eine graue Wolkendecke und Schneeflocken. Die Wettervorhersage liess auch nicht allzu viel Hoffnung zu. Vereinzelt sollte es weiter Schneefall geben im Bryce Canyon, und somit auch kalte Nächte. Da wir keine Lust hatten die 0 Gradgrenze im Zelt zu unterschreiten, gings nach neun Nächten das erstemal wieder in ein Haus zur Übernachtung. Glücklicherweise fanden wir schnell eine Unterkunft an guter Lage zu Preisen, wie sie in Amerika üblich sind.

Das Zimmer bezogen, das Zelt aufgeschlagen, dieses musste im Zimmer trocknen, und eine warme Dusche genossen, gings in unseren warmen Kleidern Richtung Bryce Canyon. Wir wollten eine gemütliche Rundwanderung von rund vier Stunden absolvieren und waren auf sämtliche Wetterkapriolen vorbereitet.

Doch es kam, wie so oft in den letzten Monaten. Einmal mehr verzogen sich die Wolken und die Sonne kam zum Vorschein. Die Bise flachte in gewissen Teilen im Canyon ab, an exponierten Punkten war man noch froh um einen Pullover, ansonsten gings sogar im T-shirt. Umso klarer der Tag wurde, umso eindrucksvoller wurde der verspielte Canyon mit seinen sogenannten Hoodoos. Das Lustige Formenraten nahm seinen Lauf und der Tag ebenfalls. Jede Kurve brachte neue Formen zum Vorschein und jede weitere Steigung offenbarte neue Aussichten. Der blaue Himmel und die wunderbaren Farbverläufe (rot - orange - weiss) des Gesteins trugen nebst den grünen Bäumen das ihrige zu einem unvergesslichen Tag, ja sogar zwei unvergesslichen Tagen bei. Denn am zweiten Tag gings auf über 9000 ft (rund 3'000 M.ü.M) und da erwarteten uns noch die letzten Schneefelder.

Der verspielte und formenreiche Bryce Canyon machte uns zwei Tage lang grossen Spass und enorm viel Freude. Und dem holden Wettergott möchten wir an dieser Stelle ein grosses Dankeschön aussprechen. Wir glauben, dass du unser Freund bist!




Escalante war unsere nächste und dort der Devils Garden unsere erste Station. Spannend übrigens wie viele Orte das "Devil" in sich tragen und diese Orte sind meist wunderschön. Doch interessant in einem christlichen Land nicht wahr? Und wenn wir schon dabei sind, die Barrierefreiheit in Amerika ist ebenso beeindruckend. Fast überall gibt es rollstuhlgängige Toiletten, geteerte Wege und Orientierungshilfen für Blinde. Ja sogar rollstuhlgängige Zeltplätze in den Nationslparks sind keine Seltenheit. Wir glauben, dass das Leben als Rollstuhlfahrer in den USA fast einfacher ist, als das Leben als Schwarzer in demselben Land.



Nachdem wir den Devils Garden erkundet hatten, ging's zum Petrified Forest State Park. Steine aus Bäumen, also versteinerte Bäume. Die Asche eines Vulkans schützte die Bäume vor der Vermoderung und die Zeit machte Steine daraus. Die Bäume waren derart gut erhalten, dass zum Teil die Rinden noch sichtbar waren. Und das Innere wusste mit kitschigem violett zu überzeugen. Ein wunderschöner Ort, der uns einmal mehr zum Staunen brachte.



Weiter gings zum Capitol Reef Nationalpark. Bereits die Fahrt war wunderschön. Führte sie doch über mehrere Pässe und zum Schluss durch den Dixie National Forest. Wunderschöne Aussichten in die unendliche Weite und unberührte Landschaft. Wer sich das Wort "unberührt" nicht vorstellen kann, dem hilft vielleicht folgendes: 8 von 10 Amerikaner leben in Städten, von diesen ist weit und breit keine zugegen. Der grösste Ort für Meilen war Escalante, dieser Ort ist das zu Hause von 750 Menschen.

Aber wieder zum Reef, ein Riss in der Erdkruste, welcher zur selben Zeit entstand wie das Colorado Plateau (u.a. die Basis für den Grand Canyon), schuf diese Naturgewalt. Steil ragen die Wände zum Himmel empor, die Farbe, auch hier, ein kräftiges Rot. Die Wanderung brachte uns zu einem wunderbaren Aussichtspunkt. Und da die Besucherzahl im Capitol Reef nicht ganz so hoch ist wie in den grösseren Parks, genossen wir die Ruhe, das wunderbare Wetter und die Aussicht.

 Und dann ging's wieder ab ins Zelt! Mittlerweile sind wir leidenschaftliche Camper. 



Der nächste Halt war im Arches Nationalpark geplant. Weit in den Park kamen wir nicht. Bereits im Visitorcenter sprachen uns zwei ältere Ehepaare an und befragten uns zu unseren Erfahrungen in den USA. Dann erzählten sie von ihren Ferien in der Schweiz. Das passierte uns in den letzten Wochen oft. Die Amerikaner sind sehr offen und immer gesprächsfreudig! Nach ca. 20 Minuten Plauderei ging's weiter in den Park. 

Das Wetter war immer noch hervorragend und so wanderten wir bereits am Ankunftstag an zwei Orten im Park zu den berühmten Steinbögen. Die Szenerie war unglaublich, denn im Hintergrund der orange roten Steine sah man hohe Schneeberge, die Richtung Himmel ragten. Was für ein Kontrast, was für ein Anblick! Erneut waren wir tief beeidruckt, was die Natur alles hervorbringt. Und obwohl die Steinbögen so stabil aussehen und über Jahrhunderte durch Wasser und Wind geformt wurden, sind sie fragil. Jederzeit und völlig aus dem Nichts können sie brechen und verschwinden. Auch am darauffolgenden Morgen erwarteten uns Sonne und blauer Himmel und erneut ging's über Stock und Stein zu weiteren Steinbögen, diesmal sogar mit einer "Kletterpartie".




Am Nachmittag wechselten wir in den gegenüberliegenden Canyonlands Nationalpark. Da wir etwas müde Beine hatten, besuchten wir diesen Park auf "amerikanische" Art und fuhren die schönsten Aussichtspunkte an ohne noch gross weitere Meilen zu Fuss zu absolvieren ;). Auch von den Aussichtspunkten aus wusste der Park zu beeindrucken. Ein weiterer Canyon zwar, aber nochmals in anderem Kleid. 



Nach vielen Nationalparks und Wanderungen geht es nun weiter Richtung Osten. Nächster Halt Denver!



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