Donnerstag, 21. Mai 2015

Wo die Erde noch wild ist!

Nach unserer Fahrt entlang der National Divide Bergkette, erreichten wir Jackson Hole. Jackson Hole liegt in Wyoming, ein Staat, der im Reiseführer als "Conservative to the core" beschrieben wird. Und diesen Eindruck hatten wir denn auch. Auch trafen die klassischen Vorurteile über das Landleben in Amerika grossmehrheitlich zu. Die Weite der Landschaft schien schier endlos und auch an Bauernhofromantik fehlte es nicht. Jackson Hole selber war unser Ausgangspunkt für den Grand Teton Nationalpark. Die Hauptattraktion sind die Tetons, eine Bergreihe, welche sich eindrücklich gen Himmel erhebt. Dazu kommen verschiedene Seen und Bäche. Das gibt es ja auch im Berner Oberland? Jep, gibt es... Jedoch kreuzt man dort sicher nicht den Weg von Elchen, Hirschen oder Bären. Vor allem letzteres Tier sorgte für eine gewisse Spannung auf unserer Wanderung im Teton Nationalpark, weiss man doch nie, was um die nächste Ecke wartet. Ausgerüstet mit Bear Spray (quasi Pfefferspray gegen Bären) ging es los in ein Gebiet, das derzeit von Bären frequentiert wird. Hmmm, was heisst das nun?? Wir hatten keine Ahnung. Und so kam es denn auch, dass uns ein Elch im ersten Moment einen riesen Schrecken einjagte, als wir ihn für den Bruchteil einer Sekunde mit einem Grizzly verwechselten (da der Elch den Kopf gedreht hatte und wir nur den braunen Buckel des Rücken gesehen haben). Von da an folgten wir dann übereifrig den Anweisungen aus dem Visitor Center und liefen klatschend und "hey Bear" rufend und auf uns aufmerksam machend durch die Gegend. Sollte man es doch tunlichst vermeiden die grossen Teddys zu erschrecken.

Auf dem Rückweg unserer Wanderung kreuzten wir einen Park Ranger und eine andere Wandergruppe, die denselben Wanderweg gingen und einen Schwarzbären respektive einen Grizzly gesehen hatten. Der Parkranger war so nahe am Bär, dass er das erste mal den Bear Spray entsichern musste. Zum Einsatz kam er zum Glück nicht. Wir hatten weniger "Glück" und sahen während der ganzen Wanderung keinen Bären. Eventuell lag es ja an unserer guten Ruf- und Holzstockgegeneinanderschlag Performance😉.




Durchquert man den Teton von Süden nach Norden kommt man in den Yellowstone Nationalpark. Der weltweit erste Nationalpark und, so viel vorneweg, eine unglaubliche Naturgewalt sowie unser nächstes Ziel.

Der Yellowstone Nationalpark wurde durch einen massiven Vulkanausbruch geschaffen. Der heutige Nationalpark liegt im zurückgelassenen Krater und darüber hinaus. Seit dem Tag der Explosion liegt das Magma sehr nahe an der Erdoberfläche. Das Resultat sind etliche explodierende Geysiere, kochende Schlamm- und heulende Dampflöcher. Der Nationalpark verfügt über mehr als die Hälfte dieser hydrothermischen Aktivitäten weltweit. Das Erdinnere tritt in diesem wunderbaren Park nach aussen und lässt wortwörtlich Dampf und Druck ab. Die Geysiere jagen bis 40 Meter hohe Wasserfontänen aus den Löchern und Bakterien sorgen für unrealistische Farben von blau über grün zu rot. Überall zischt es. Die Erde lebt. Und nicht nur das...







Auch die Natur lebt ihre Wildheit aus. Riesige Wälder sind das Zuhause etlicher Grizzly- und Schwarzbären. Wölfe, Hirsche, Elche und Bisons leben im Park. Flüsse schlängeln sich durch die Landschaft und treten auch hie und da über die Ufer, da auch sie wild sind, und donnern Meilen später als Wasserfall über die Klippe. Bunte Canyons runden das Bild der farbenprächtigen Natur ab.

Da wir vor der Hauptsaison im Park waren, konnten wir die Ruhe der Natur geniessen und die Kraft, die gleichzeitig von diesem durch und durch wilden Ort ausgeht, aufnehmen.

Bisons marschierten durch unseren Zeltplatz, nur wenige Meter von uns entfernt. Hirsche verpflegten sich auf der saftigen Wiese beim Zeltplatz, Gänsepaare bevölkerten den Fire Hole River. Und dann, ja dann, zeigte sich auch Meister Petz. Einige Meilen vom Zeltplatz entfernt, schauten wir über eine Stunde einem Grizzly und seinem Jungen zu. Wow, was für eine Szenerie, nur wenige Meter von uns entfernt, ohne Netz und doppelten Boden. Einfach so, in der Natur, dort wo ein Bär hingehört. Die Zeit stand still in diesem Moment und plötzlich war man irgendwie wieder viel mehr Teil der Natur als sonst. Oder wie es die Toten Hosen in einem Song so schön ausdrücken: "An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit. Wünsch ich mir Unendlichkeit". Schade, dass uns diese Momente in den Alpen vorenthalten werden!!






Da die Temperaturen fielen und uns am Morgen Schnee erwartete, beschlossen wir schweren Herzens, diesen bizarren und gleichzeitig bezaubernden Ort zu verlassen. Die unbeschreiblichen Momente mit den mächtigen Bisons, den stolzen Elchen und den eindrückliche Bären nehmen wir mit. Denn es war kein Zoo, es war Natur, es war wie es sein müsste. Wir als Teil der Erde und nicht umgekehrt!



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