Dienstag, 3. Februar 2015

Vom zweittiefsten Canyon der Welt zu geheimnisvollen Linien

Kurzer Nachtrag aus Cusco: wir wollten ein bisschen Smalltalk betreiben mit dem Taxifahrer und fragten nach der Einwohnerzahl Cuscos. Da er die Antwort nicht wusste, funkte er in die Zentrale, diese gab die Frage in die Runde zu allen Fahrern dieser Taxigesellschaft. Auch da kam keine konkrete Zahl als Antwort. Darauf hielt unser Taxifahrer bei einem Verkehrspolizisten, dieser liess uns an den Rand fahren, googelte die Zahl auf seinem Handy und wir hatten darauf eine Antwort auf unsere Frage (rund 420'000)...unglaublich :)

Über Nacht gings nun per Bus von Cusco nach Arequipa. Von rund 3'300 M. ü. M. runter auf 2'500 M. ü. M. Vom eher frischen Cusco ins warme Arequipa. Arequipa, eine Stadt gebaut aus weissem Vulkangestein, umgeben von drei Vulkanen. Diese empfingen uns denn auch relativ herzlich, danach verschwanden sie jedoch die meiste Zeit hinter den Wolken.

Was kann man in Arequipa tun?

Als Erstes mal wieder Wärme und Sonne tanken, nachdem es die letzten Wochen doch eher kühl war. Also, nein, von Schnee waren wir weit entfernt, aber nach Brasilien und wunderbaren Tagen in Argentinien und Chile ist halt 10-15 Grad relativ kühl 😋.

Des weiteren geniesst man die Plaza des Armas, umgeben von schönen Gebäuden und geprägt von der Cathedral de Arequipa. Diese gingen wir auch besichtigen. Nebst den zwölf Apostel (kennst du deren Namen?) im Hauptschiff hat sie eine grosse Orgel zu bieten, ansonsten vermag sie von aussen mehr zu gefallen als von innen.



In Arequipa kann man ausserdem lecker essen. Von Crèpes über Rösti zu Alpaca Steak bis hin zu Indisch wurden wir wiederum kulinarisch verwöhnt.

Und wie es sich bis ahnhin gehörte in Peru, trägt auch Arequipa seinen Teil zur Geschichte der Inkas bei. Auf dem Vulkan Misti, auf über 6'000 M. ü. M. wurde Juanita, die Eisprinzessin, gefunden. Eine Mumie bzw. toter Körper, welcher über 500 Jahre unter dem Eis lag und nur durch eine Eruption durch den Nachbarvulkan preisgegeben wurde. Aufgrund der Konservierung durch das Eis, sie war tiefgefroren, blieb praktisch alles erhalten, deshalb ist sie keine Mumie im eigentlichen Sinn. Selbst Nägel, Haare, Zähne sowie Organe, Muskeln, Mageninhalte und Haut sind, bis auf Teile am Kopf, erhalten geblieben. Somit stellt Juanita eine wichtige Forschungsquelle dar. Nach Juanita (1995) wurden noch drei weitere Körper gefunden (1996), welche ebenso gut erhalten waren. All diese gefundenen Körper sind Opfergaben der Inkas an die Apus (Berggötter), um diese zu besänftigen. Die drei Körper sind alles Kinder zwischen 10 und 18 Jahren. Sie wurden durch ihren Tod zu den Göttern geschickt, um mit diesen im Namen der Inkas zu verhandeln. Bevor sie jedoch getötet wurden, gab es einen dreimonatigen Marsch auf den Vulkan zu überstehen und dort wurden die "Opfergaben" durch einen Schlag auf den Kopf umgebracht. Mit ihnen fand man verschiedene Stoffe, Töpfe und Krüge, alles in aufregend guter Qualität. Für uns ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Inkas.

Ebenso hat Arequipa ein Kloster zu bieten, in dem lange Zeit (gem. Reiseführer) der Hedonismus fröhnte. Von dem war nicht mehr viel zu sehen, da der alte Teil des Klosters um 1970 als Kloster geschlossen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Das Kloster bildete eine Art Stadt in der Stadt. Heute sieht man vor allem die Wohnzellen der Schwestern.







Tja und dann wäre da noch der Colca Canyon...

Der Colca Canyon liegt zwar nicht in Arequipa aber "gleich daneben". Dies bedeutet in Südamerika soviel: rund 4 Stunden Autofahrt. Wir schlossen uns einer zweitägigen Tour an. Da im Moment Regenzeit herrscht in Peru, gingen wir nicht in den Canyon hinein, sondern besuchten bloss verschiedene Aussichtpunkte. Das Programm selbst beinhaltete jedoch noch einen Besuch in einem Naturreservat, welches durch Wind und Wasser geformte "Skulpturen", das Material ist ein Mix von abgekühlter Lava und Asche, zu bieten hatte. Eine mondähnliche Landschaft, welche uns in Ihren Bann zog und unsere Phantasie anregte. Seelöwen, Sofas bis hin zu Pinguinen begrüssten uns auf unsrem rund stündigen Marsch durch diese Landschaft.






Und dann erfuhren wir, was Regenzeit in Peru bedeuten kann. Innerhalb von zehn Minuten verfärbte sich der Himmel von einem schönsten blau in ein tiefes schwarz. Die Sonne verschwand und Regen sowie Hagel nahmen ihren Platz ein. Die Dachrinnen füllten sich sofort mit Eis und Wasser, so dass es sogar ins Restaurant tropfte (http://youtu.be/0j9z4HQKZL4).
Das Resultat war dann auch, dass wir eine weitere "Wanderung" von rund einer Stunde absagen mussten. Also machten wir es uns mit unseren Gruppengspänli vor dem Kamin in der Unterkunft gemütlich und erzählten uns gegenseitig von unseren Reisen. Diese Momente der Erinnerung an das bisher erlebte, lässt einem immer wieder den Atem stocken und das Gemüt macht jeweils Purzelbäume vor Freude.

Da wir am Tage unserer Ankunft nicht viel vom Colca Canyon und dessen Tal gesehen hatten, freute es uns umso mehr, als uns die Sonne am Morgen begrüsste. Und von diesem Punkt an konnten wir kaum mehr aufhören zu staunen. Zum einen feierte Linda bereits ihren 31 Geburtstag (gopferdeli!), zum anderen war die Sicht in den Canyon einfach unglaublich. Vom Mirador Cruz de Conderes gings mehr als 1'000 Meter in die Tiefe, dazu flogen Condore ihre Kreise über diesem Schlund. Unser Weg ging mit dem Velo ebenfalls abwärts. Ein kurzer Downhillspass auf einer asphaltierten Strasse lockerte die Stimmung und blies die Frühmorgenmüde weg (immerhin mussten wir um 5 Uhr aufstehen). Die Sonne sollte uns erneut bis am Mittag begleiten, was uns einen traumhaften Ausblick ins Valle de Colca ermöglichte. Ein grünes Tal, inmitten von hohen Bergen, wo immer noch mit der klassischen Bewirtschaftung der Terrassen gearbeitet wird. Ein Anblick, der für uns nicht ganz neu ist, aber immer wieder zum verweilen einlädt. Und dann sahen wir auch, was Regen sonst noch so anstellen kann. Denn in der vorherigen Nacht donnerte ein Hang ins Tal, der an diesem Morgen für längere Zeit den Verkehr blockierte. Als wir an dieser Passage angelangten, konnten wir zum Glück bereits wieder passieren.






Ein super Zweitagesausflug ins Colca Tal und schöne Tage in Arequipa. Was nun folgte waren eine Busfahrt nach Nazca und die Besichtigung der sagenumwobenen Linien.

Mit rund einer Stunde Verspätung und einer Erkältung (Pädu) kamen wir in Nazca an. Zwei Stunden vergingen und dann gings los... Ab zum Flughafen und die Nervosität im Griff behalten, denn die Flugzeuge geniessen nicht den besten Ruf und die Flüge gelten als rucklig und eher wild. Am Morgen sollten zumindest jeweils die Wetterbedingungen besser sein als Nachmittags. Linda wollte beim Anblick der Flugzeuge und eines Passagiers, der kreidenbleich vom Flug zurückkam, schon fast kneifen, konnte sich dann doch überwinden... :)
Kaum hatten wir uns ins Flugzeug hinein gezwängt (2 Piloten und 5 Passagiere) verliessen wir bald darauf den sicheren Boden. Ein rund 30 minütiger Rundflug zeigte uns die meisten der Figuren, welche es in der Wüste zu betrachten gibt. Erstaunlich, dass die Figuren nach wie vor in einem so guten Zustand sind, können diese doch nicht vor Wind und Wetter geschützt werden. Staunend genossen wir den Flug und liessen den Affen, die Spinne und den Kolibri auf uns wirken. Einige der Figuren sah man von Anfang an deutlich, andere wurden erst beim zweiten hinschauen wirklich sichtbar. Bisher kannten wir die Figuren nur aus Dokumentationen. Diese nun live vor Ort zu bestaunen war einfach beeindruckend. 
P.S. Der Flug war bis auf ein komisches 8tibahngefühl in gewissen Kurven und Luftlöchern ein super Erlebnis!










Direkt nach dem Flug gings weiter nach Huacachina, wo wir uns nun in der Oase, inmitten von hohen Sanddünen, etwas entspannen und Pädu die Erkältung auskurieren kann.

Als nächstes warten wieder "echte" Tiere auf uns. Pinguine, Seelöwen und Pelikane haben bei den Islas Ballestas ihr zu Hause. 

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