Sonntag, 14. Juni 2015

Die letzten Tage im Westen

Für die letzten Tage im Westen sollte es vor allem nochmals in die Natur gehen. Zwei Nationalparks und ein, zwei Tage am Strand, so wollten wir uns von Kalifornien verabschieden.

Als wir das Napa Valley verliessen und uns auf den Weg in den Yosemite Nationalpark machten, deutete lange Zeit nichts darauf hin, was uns in den kommenden Tagen erwarten würde. Bei rund 31 Grad Celsius fuhren wir etliche Meilen durch kalifornische Ebenen, die Landschaft war gezeichnet von der Dürre der letzten Jahre, aber auch von riesigen Flächen mit Orangenbäumen und Plantagen anderer Früchte. Alles bewässert mit dem kostbaren Gut, das an vielen anderen Orten fehlt. Berge konnte man keine ausmachen. Nach einer längeren Fahrt fanden wir einen Zeltplatz direkt vor dem Yosemite Parkeingang, für die folgenden Tage hatten wir dann eine Reservation im Park selbst. So liessen wir uns nieder und nach zwei Runden Minigolf und einer netten Sammlung an Mückenstichen ging der Tag zu Ende.

Der nächste Tag konnte nicht besser starten, die letzten Meilen in den Park gefahren, das Check-in für die nächsten drei Nächte gemacht, fuhren wir in Richtung Tuolumne Meadows. Diese Meadows, also Wiesen, liegen auf bis zu 3'000 M.ü.M. und bilden den Ausgangspunkt für verschiedenste Wanderungen. Nicht lange dauerte es, da standen auch schon etliche Autos hintereinander am Strassenrand. Ein Unfall? Stau wegen den Strassenarbeiten? Ein Wolf im Schafspelz? Letzteres trifft es fast am besten, vergnügten sich doch zwei braune Schwarzbären direkt neben der Strasse und gönnten sich ein reichhaltiges Morgenessen. Die beiden Bären, welche noch recht jung waren, also erst einen Winterschlaf hinter sich hatten, zeigten sich so ziemlich unbeeindruckt von den Menschen. Sie schenkten ihnen absolut keine Aufmerksamkeit, ein total anderes verhalten als der Grizzly im Yellowstone an den Tag legte. Dieser liess sich zwar nicht beeindrucken von den Menschen, war jedoch enorm aufmerksam und nahm den Menschen als potentielle Bedrohung war. Das ist leider auch das Problem dieser beiden Schwarzbären aus dem Yosemite. Sie haben keine Angst mehr vor den Menschen. Selbst als der Nationalpark Ranger mit einem Paintball Gewehr auf einen der Bären schoss, zeigte sich dieser relativ unbeeindruckt. Der Ranger machte uns auch schnell klar, was dies für die Zukunft dieser Bären bedeutet. Ein nächstes Mal wird mit einem heftigeren Gewehr (Gummigeschosse) auf die Bären geschossen, zeigen diese sich weiterhin unbeeindruckt, werden sie wohl erschossen, da sie eine zu grosse Bedrohung für die Besucher darstellen. Wo die Natur noch wild ist? Ja, aber...

Es sollte auch nicht unsere letzte Begegnung mit einem Bären bleiben, denn bereits am nächsten Tag konnten wir wieder deren zwei beobachten. Nur war diesmal der Ort ein anderer. Keine 50, keine 10 und auch keine 5 Meilen mussten wir fahren um die Schwarzbären zu bestaunen, nein diesmal bewegten sie sich direkt bei unserem Zeltplatz. Rund eine Meile von unserem Zelt weg, wir hatten den Platz 538 , ernährten sich die Bären auf der Wiese, welche direkt neben den Zeltplätzen mit den 100er Nummern lag. Auch wenn diese beiden Schwarzbären noch nicht voll ausgewachsen waren und einen bedeutend weniger majestätischen Eindruck hinterliessen als dies der Grizzly im Yellowstone tat, verbrachten wir eine doch eher mulmige Nacht auf dem Waldboden in unserem kleinen Zelt. Denn auf Besuch zu später Stunde waren wir nicht wirklich erpicht.



Nebst den Bären erwartete uns im Yosemite auch eine prächtige Natur. Ein Bild könnte nicht schöner gezeichnet sein. Im Valley ragen steile Granitwände 1'000 Meter in die Höhe, daneben stürzt der höchste Wasserfall der USA zu Tal, durch eben dieses schlängelt sich ein Fluss. Im Zentrum steht der Half Dome, der durch die Gletscheraktivitäten abgerundet wurde und heute als halbe Kuppel eine unübersehbare Landmarke setzt. Verziert man das Ganze nun noch mit Wäldern und Vogelsang, hat man den Yosemite Nationalpark vor sich.

Drei verschiedene Wanderungen erwarteten uns an diesen Tagen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. 

Am ersten Tag gings zum Cathedral Lake. Einem See, unglaublich klar, umgeben von einem Sumpf und zwei höheren Bergen und Wald. Ruhig liegt er in seiner Fläche, nichts scheint ihn aus der Ruhe zu bringen. Die Sonne schien uns ins Gesicht, die Mücken stachen uns in die Beine und wir genossen einfach die Ruhe.


Am zweiten Tag gings bergauf zu zwei verschiedenen Wasserfällen. Steil bergauf über Stock und Stein. Was uns im Tal als Fluss entgegen kam, stürzte weiter oben als Wasserfall über zwei Klippen. Laut, nass und wild. Oben angekommen liessen wir unseren Blick durchs Tal schwenken und folgten dem Weg des Wassers.




Am dritten Tag lag unser Ziel vis-a-vis vom Half Dome, dieser markanten Landmarke. Unser Weg führte durch einen ruhigen, sanftmütigen Wald voller Leben, durchzogen von kleineren und grösseren Bächen. Über den vom Gletscher abgerundeten Granit gings weiter bis auf den North Dome. Umgeben von anderen mächtigen Felsen, beobachteten wir die wilden und ungestümen Flüge der Schwalben und senkten unseren Blick immer wieder ins Tal.



Drei Wunderbare Tage mit drei wunderbaren Wanderungen und schönen Fahrten durch den Yosemite gingen rasch vorbei, so dass wir auch bereits wieder gezwungen waren unser Zelt abzubauen und uns auf den Weg zu machen. Next Stop: Kings Canyon und Sequoia Nationalpark.

Nur eine Nacht wollten wir bleiben in diesem Nationalpark, in dem vor allem die riesigen Sequoia Bäume geschützt werden, unter anderem der grösste Baum der Welt, der General Sherman Tree. Leider wurde dieser Aufenthalt nicht ganz so toll und ausgiebig. Denn als wir im Park ankamen, erwartete uns kurze Zeit später ein richtiges Gewitter. Die Temperaturen fielen auf 1 Grad Celsius und was zuerst starker Regen war, verwandelte sich in Hagel. Blitze zischten neben uns in den Boden und das Donnergrollen hallte den Hängen entlang. Somit fiel unser Besuch sehr kurz und vor allem fahrend aus. Um den General Sherman zu bestaunen, rannten wir so schnell es ging dreihundert Meter dem Weg entlang und wieder zurück. Aber hey, wir haben ihn gesehen, den weltgrössten Baum... 😁

(Das ist nicht der weltgrösste Baum...sondern ein grosser Baum, den wir vor dem grossen Gewitter besuchten)

Eine Autostunde später, den Bergen den Rücken zugewandt, befanden wir uns auch schon wieder in der Ebene und genossen die letzten Sonnenstrahlen und 25 Grad Celsius bei einem lauen Lüftchen. Der Tag hätte definitiv schlimmer Enden können.

Uns stand nun noch die letzte lange Fahrt nach Los Angeles bevor, also nahmen wir diese am nächsten Tag in Angriff. Eigentlich wollten wir noch zwei Nächte am Strand in der Nähe von L.A. verbringen, doch aufgrund des ausgelaufenen Öl bei Santa Barbara waren leider viele State Beaches mit Übernachtungsmöglichkeiten geschlossen. So fuhren wir einige Meilen landeinwärts, wo wir noch ein freies Plätzchen fanden und ein letztes Mal das Zelt aufstellten. Ereignissreich war es da nicht, genossen wir doch einfach die Sonne am Pool. Interessant war es trotzdem, lernten wir doch noch das Lieblingswort der Amis kennen. "Careful", also "Vorsicht". Bis zu jenem Tag war uns nicht bewusst, das hunderte, ja gar tausende Gefahren auf einem Campingplatz lauern...

Nun sind wir gesund und munter in L.A., verbringen hier nochmals zwei Tage und bereiten uns auf unseren letzten Stopp vor.

New York, wir kommen!

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